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Der Schatten und das Licht 1

(Pfingstferien 2007) (annika durfte sie erst in der letzten woche in italien lesen *lach-muharharhar* )
(noch ne info! ich kann nichts für das geschnetzel ^^ so ne geschichte musste halt au mal sein
sind 19 seiten...

Der Schatten und das Licht

Rotes Blut spritze aus der Wunde die das Katana geschlagen hatte. Der Mann ging vor ihr zu Boden. Ein weiterer kam auf sie zu: „du verdammte H…“, doch er konnte das Wort nicht zu Ende sprechen, denn die Klinge hatte ihn bereits die Hauptschlagader am Hals durchgetrennt. Gurgelnd ging auch er zu Boden. Nur noch einer der acht Männer stand. Hasserfüllt blickte er sie an. „was denkst du dir dabei, dich in unseren Weg zu stellen?“, er spuckte auf den Boden. „was ich mir dabei denke?“ sie trat auf ihn zu. An der schmalen Klinge ihres Schwertes klebte das Blut. „du und deine Gruppe- von Straßenkötern geborene Männern- habt alle zweiundvierzig Wandernde abgeschlachtet. Einfach nur, um sie auszurauben. Ist es da nicht auch gerecht wenn ihr getötet werdet?“ der Mann lachte ein dreckiges Lachen. „als würde in dieser Welt Gerechtigkeit existieren. Du Träumst Weib!“, rief er. Da war sie an ihn heran getreten. Schneller als er es gesehen hatte war sie vorgesprungen und stand nun das Schwert an seiner Kehle vor ihm. „stimmt. Und ich lebe meinen Traum.“ Dann ging der Mann röchelnd auf die Knie. Sie wischte die Blutverklebte Klinge an seiner Kleidung ab und ließ sie zurück in die Schwertscheide gleiten, die an ihrer Seite befestigt war. Dann ging sie, die Toten hinter sich lassend weiter ihren Weg. Der schwarze Mantel flatterte im Wind und sie war aus seinen Augen verschwunden. Sie war die Rächerin, wie sie die Menschen nannten. Sie war der Schatten des Todes für die Mörder und das Licht der Gerechtigkeit für die Leidigen. Dann starb der Mann.

Das Metall blitze im Licht der Abendsonne silbern und rot. Rot, wie das Blut das wie kleine Flüsse über den Waldboden lief. Er hob sein Schwert um das kleine Geschöpf vor ihm zu töten. Von der Klinge tropfte das Blut seiner Eltern und Verwandte. Da hörte er, wie seine Männer hinter ihm zu Boden gingen. Einer nach den andern. Er hatte noch nicht mal die Zeit um sich umzublicken, als eine Schwertklinge seinen Körper durchstach. Erstaunt blickte er auf die Spitze der Waffe hinab, die aus seiner Brust reichte. Die Klinge war durch seine Schulterblätter gestoßen worden. „wie…?“, er konnte es nicht glauben. Dass ihn jemand so nahe hat kommen können, ohne dass er es registriert hatte. Die Klinge wurde aus seinem Körper gezogen. Er fiel auf die Knie. „wie? Was? Warum? Woher?“, fragte er durcheinander. Er spuckte Blut. Jemand trat an seine Seite, beugte sich hinab und flüsterte ihm ins Ohr: „wie? Du fragst wie? Mit Wut. Du fragst was? Mit Glauben. Du fragst warum? Wegen Gerechtigkeit. Du fragst woher? Aus meinem Herzen.“ Er würde diese Stimme wohl nie vergessen. Diese Stimme, die so hell und verständnisvoll klingen kann, doch so hasserfüllt und mitleidslos in diesem Moment war. Sie wischte, wie als wenn es Brauch zu sein schien, die Klinge sauber und steckte sie weg. Dann trat sie auf die kleine Gestalt zu und kniete sich hin.
Die türkisenen Augen blickten ihr entgegen. Sie sahen so tief aus. Voller Trauer, als würden sie verstehen, dass sie ihre Familie nie wieder sehen würden, voller Dank, dass sie beschützt worden waren und voller Fragen, die sie zu haben schienen. Die Frau blickte das kleine Kind an. „hast du schon einen Namen?“, fragte sie. Ihre Stimme klang hell und zärtlich. Er schwieg. Blickte sie nur weiterhin an. Ein Lächeln erschien in ihrem Gesicht. „du hast Recht. Namen sind nicht wichtig.“ Sie streckte die Hand aus. „willst du mit mir kommen?“ die großen Augen blinzelten, als würden sie verstehen und die kleine Hand ergriff die Ihre. Dann machten sie sich zusammen auf den Weg. Sie verließen zusammen den Platz in diesem Wald, auf dem die Toten lagen.
Zusammen lagen sie nebeneinander. Die Mörder und die Leidigen. Das Blut vermischte sich und floss langsam über den moosigen Boden, bis es in der Erde verschwand.

Der Mond stand hoch am Himmel, doch wurde immer wieder von den dunklen Wolken verdeckt. Key Menatora hatte ihren Mantel um sich gelegt und schlief, als etwas an dem Stoff zupfte. Sie öffnete die Augen. Der kleine Junge krabbelte unter den Mantel, den sie nun anhob und kuschelte sich an sie. „hey mein Kleiner“, sie strich ihm durch die weißen Haare. „du kannst wohl auch nicht so gut schlafen, was? Vielleicht schaffen wir es ja zusammen. Schließ die Augen Shiro“, sagte sie. Der kleine Junge blickte sie noch einmal aus seinen leuchteten türkisen Augen an, dann schloss er sie schnell. „jetzt Atme tief ein und aus.“, sie spürte die Atmung des Kindes. Sie wurde langsamer. Auch sie holte langsam und tief Luft. „und jetzt“, sagte sie. „denk an das schönste, das dir einfällt.“ Da öffnete das Kind wieder die Augen und blickte sie an. Trauer lag in ihnen. Und so viel mehr. „was ist los Shiro?“ fragte sie ihn. Doch er sagte nichts. Er hatte noch nie mit ihr gesprochen. Auch nach den drei Wochen nicht, in denen sie nun schon zusammen unterwegs waren. Kein Laut hatte sie von ihm gehört. „dir fällt nichts ein?“, fragte sie. Die großen Augen blitzen. Sie drehte sich auf den Rücken, sich gegen einen alten Baum lehnend und setzte den Jungen auf ihren Bauch, sodass er in den Himmel blicken konnte. „sieh hinauf.“ Der Junge legte den Kopf nach hinten und schaute hinauf. „siehst du den Mond?“, fragte sie ihn, ebenso hinauf blickend. Der kleine Kopf wurde geschüttelt. „du hast Recht. Man sieht den Mond nicht. Aber pass auf. Sieh genau hin.“ In diesem Moment zog die dunkle Wolke weiter und gab die Sicht frei auf den silbern leuchtenden Mond am Nachthimmel. Auch einige Sterne waren neben dem Mond mit der hell leuchtenden, zunehmenden Sichel zu sehen. Key sah, wie das Kind erstaunt die Augen aufriss und gebannt in den Himmel schaute. „siehst du? Die Dunkelheit muss immer irgendwann weichen und platz für das Licht machen. So ist es immer und wird es auch hoffentlich auch immer bleiben. Denn auch irgendwann muss auch das Licht wieder weichen und die Dunkelheit wird seine Zeit über regieren. Behalte dir diesen Moment. In dem wir- du und ich- in dieses Licht des Mondes blicken. Beide den gleichen Mond anblicken und vielleicht denselben Gedanken haben. Behalte ihn in deinem Gedächtnis.“ Der helle Mond spiegelte sich in den großen, Aqua farbigen Augen wieder, um die ein roter Rand lag. Sie konnte sich nicht erklären, woher dieses dunkelrote Merkmal war, woher der Junge stammt. Diese Augenfarbe gab es nicht in diesem Teil des Landes. Und auch keiner seiner verstorbenen Verwandten hatte diese Haarfarbe gehabt. Der Junge würde einmal sehr gut aussehen. Das wusste sie. Doch vielleicht auch alleine sein, da er anders war, als die Kinder in seinem Alter. Er war etwas Besonderes.
Da legte sich Shiro hin. Vorsichtig- um nicht hinunter zu fallen und als ob er sie nicht verärgern wollte- rollte er sich auf ihren Bauch zusammen. Verwundert blickte sie auf den nun schlafenden Jungen. Ein Lächeln lag auf seinem Gesicht. Auch sie musste Lächeln. Dann legte sie den Mantel über sich und den Jungen und schlief ebenfalls ein.

Die Jahre waren ins Land gezogen. Der weißhaarige Junge hatte mittlerweile acht Winter miterlebt und war mit Key mal hierhin, mal dort hin gezogen.
Es wurde langsam Frühling. Shiro- wie ihn die junge Frau wegen seinen weißen Haaren genannt hatte- stand auf einer Waldlichtung. Er übte. Übte das Kämpfen. Er übte schon seit Jahren, immer wenn sie gerade nicht da war. Am Anfang waren es nur einige Stunden, die sie weg gegangen war. Nun war es schon eine Woche her, seit er sie das letzte Mal gesehen hatte. Doch er wusste, sie würde wieder kommen. Sie würde ihn nie im Stich lassen. Er hatte sich von selbst gefangen Tieren und gesammelten Waldfrüchten ernährt, wie sie es ihm gezeigt hatte.
Ebenso hatte sie ihm das Kämpfen beigebracht. Auch wenn es unbeabsichtigt gewesen war. Seit dem übte er immer für sich alleine. Er wollte eines Tages so gut sein wie sie damit er mit ihr kämpfen könnte. Sie sollte stolz auf ihn sein.
Es war vor zwei Jahren gewesen. Sie hatte sich wieder mal von ihm verabschiedet. Doch er war ihr vorsichtig gefolgt und sah, wie sie eine Gruppe von Leuten stellte, die mehrere Wanderer abgeschlachtet hatte. Shiro würde die Schreie der Kinder wohl nie vergessen. Und Key hatte einen nach den anderen getötet.
Dann war sie wieder zu ihm zurückgekehrt.
Shiro wusste noch genau, wie mitleidslos ihr Blick gewesen war. Doch noch etwas anderes hatte darin gelegen. Kein anderer- außer ihm- hatte es bis jetzt bemerkt. Doch der Junge hatte es gesehen. Trauer lag mit in dem Blick der Frau.
Er wusste noch, wie er sie angeblickt hat, als sie zurückgekommen war. Sie hatte seinen Blick gesehen und hatte inne gehalten. Sie deutete seinen Blick richtig. Wie immer erkannte sie an seinem Blick, was er meinte und dachte.

Sie wischte die Klinge sauber. Wie schon so oft. Und in diesem Moment erinnerte sie sich daran, wie Shiro sie angesehne hatte, als sie vor zwei Jahren zurückgekehrt war.
Fragen über Fragen aber auch Unglaube und noch mehr Fragen, die er ihr wohl nie wörtlich stellen würde.
Sie hatte sich auf den Boden gesetzt und er hatte sich ihr gegenüber nieder gelassen und ihren Erzählungen gelauscht.
„du bist mir gefolgt, nicht?“, ihre Stimme klang nicht vorwurfsvoll. Er nickte. „du hast es gesehen?“. Er nickte wieder. Sie seufzte. „ich wollte nicht, dass du es siehst. Doch irgendwann musstest du es wohl sehen…diese Männer…sie haben die Wanderer getötet. Einen nach den anderen, nur um sie danach auszurauben. Ich lasse dies nicht ungeschehen. Ich räche die Leidigen und töte die Mörder wie sie die Wanderer getötet haben. Irgendwann wird sich wohl auch jemand an mir rechen. Doch bis dahin werde ich meine Aufgabe weiter erfüllen.“ Er blickte sie weiter an und legte den Kopf schräg. Ein Anzeichen für noch mehr Fragen. Sie erzählte nun einfach alles und hoffte, dass sie damit seinen Fragensturm minderte. „meine Eltern wurden von Wegelagerern ermordet. Ebenso wie deine…“ die Augen blitzten. Trauer erschien, doch nie hatte er deswegen geweint. Key hatte ihn noch nie eine Träne vergießen sehen. „ich war sechs Sommer alt gewesen. Und bin gerannt als ich sah, wie meine Eltern zu Boden gingen. Einer der Männer hatte mich noch mit seinem Schwert gesteift“, sie strich über eine lange helle Narbe an ihrem Arm „doch ich war weiter gerannt. Auch als sie mir schon längst nicht mehr folgten war ich noch gerannt. So wuchs ich alleine auf. Arbeitete auf Höfen und in Häusern und verdiente genug Gelt um zwischendurch unter einem Dach zu schlafen und bekam etwas zu Essen. Irgendwann hatte ich genug Geld für mein Katana zusammen. Ich beschloss die zu rechen, die leiden. Und so übte ich mich im Kampf und darin, zu töten.“ Er blinzelte. Es war das erste Mal, dass sie ihm etwas von sich erzählte. „vielleicht fragst du dich, warum ich nicht die Leute beschütze, bevor sie getötet werden. Die Antwort ist einfach und doch tragisch zugleich. Ich spüre, wenn Unschuldige getötet werden. Doch ich komme immer zu spät an, um sie zu schützen. Egal wie schnell ich renne, egal wie sehr ich mich beeile. Sie sind alle tot, bevor ich ankomme. Nur ein einziges Mal kam ich rechtzeitig, um jemanden zu schützen. Und dieser jemand, warst du“, sie tippte ihn an die Stirn und er blickte sie mit großen Augen an. „ja, du warst dieser jemand. Ich weiß nicht wieso, aber in diesem Moment habe ich mich dazu entschlossen, dich aufzunehmen. Ich mach wahrscheinlich einiges falsch und ich weiß nicht, ob ich alles richtig gemacht habe…ob es gut war, dass ich dich aufgenommen habe…ob es richtig ist, dass ich dich nur durch Blicke und Mimik sprechen lasse…“, ihre Stimme war kaum noch zu hören. Da stand der kleine Junge auf, schritt auf sie zu und schloss sie in die Arme. Zuerst war sie erstaunt gewesen und zuckte zurück. Noch nie hatte sie jemand seit dem Mord ihrer Eltern in den Arm genommen. Doch dann ließ sie es geschehen, schmiegte sich an ihn und vergrub ihr Gesicht in seinen zu großen Gi, den sie ihm gekauft hatte. Dann löste der Junge sich von ihr und schaute ihr tief in die Augen. Etwas blitze in seinem Blick. Und noch etwas lag darin, was sie nicht deuten konnte. „was meinst du? Ich habe es soweit einigermaßen richtig gemacht?“ der Kleine nickte. „aber weißt du Shiro, es macht mir wirklich Gedanken dass du nicht sprichst…“ da schüttelte er wie wild den Kopf. Sein Blick wurde so ernst, wie sie ihn selten gesehen hatte. „es macht dir wohl nichts aus, dass ich nur alles deuten muss, was du meinst…“ er nickte. „du hast wohl Recht. Was sagen schon Worte aus, wenn man sich auch ohne verständigen kann.“ Und er hatte sie wieder fest umarmt, als wäre er ihr dankbar, dass sie ihn verstand.

Sie trat zwischen den Bäumen hervor und sah, wie er sich gerade noch schnell genug auf den Boden setzte und einen gelangweilten Ausdruck in dem Gesicht erscheinen lassen konnte. Sie lächelte als sie es sah. Key wusste, dass er heimlich trainierte. Doch sie würde ihn wohl nie mitnehmen, wenn ihr Gefühl sie rief. So gut würde er wohl nie kämpfen können. Sie setzte sich ihm gegenüber. „Verzeih mir, dass ich so lange weg war.“, flüsterte sie. Wie jedes mal, wenn sie wieder kam. Und es tat ihr jedes Mal wirklich aus tiefstem Herzen leid. Er öffnete die Augen. Sie leuchteten freudig wenn sie Key wieder erblickten. Er lächelte. Da sagte sie: „schließ mal die Augen Shiro.“ Er blickte sie verwundert an, dann tat er, worum sie ihn bat. Er spürte, wie sie ihm etwas über den Kopf streifte. Er öffnete vorsichtig die Augen. Die junge Frau lächelte ihn an. Dann blickte er hinunter. Eine Kette hing um seinen Hals. Er nahm den Anhänger vorsichtig in die Hand. An einem Ring, der an der silbernen Kette befestigt war, hing ein Anhänger in der Form eines Mondes mit zunehmender Sichel. Der silberne Anhänger schimmerte in der unter gehende Abendsonne. Auch den anderen Anhänger betrachtete er eingehend. Es war ein silberner, verzierter Schlüssel in der Größe seines kleinen Fingers. Er lächelte. Er hatte abgesehen von den Klamotten und etwas zu Essen noch nie etwas geschenkt bekommen. Auch erinnerte er sich noch gut an die Nacht, in der er auf Keys Bauch gelegen hatte und den Mond betrachtet hatte. Doch den Schlüssel verstand er nicht. Fragend blickte er sie an. Sie schmunzelte und setze sich ihm gegenüber. „in der Welt gibt es zu viele Mauern und zu wenig Brücken. Ich glaube daran, dass ich eine Brücke in diese Welt baue, indem ich für ein wenig Gerechtigkeit sorge. Ich hindere diese Menschen daran noch mehr zu töten. Vielleicht wirst auch du eines Tages so handeln. Vielleicht anders als ich, aber vielleicht doch so ähnlich. Und womöglich nehmen sich daran auch noch Andere Beispiel und helfen der Welt Brücken zu bauen. Denn darin liegt der Schlüssel zu einer besseren Welt.“ Sie sah ihm an dass er darüber nachdachte. Sie zerzauste ihm in einer schnellen Bewegung die Haare und er sprang empört auf. Sie wusste genau, dass er dies nicht leiden konnte und machte sich manchmal einen Spaß daraus ihn damit zu ärgern. Auf einmal war der Junge auf sie zu gesprungen und riss sie mit sich zu Boden. Key war so überrascht gewesen dass er sie überraschen konnte, dass sie nichts sagen konnte. Doch noch verblüffter wurde sie, als sie sein Lachen hörte. Es war das erste Mal, dass sie ihn lachen hörte, seine Stimme hörte. Es klang so freundlich, so frei. Sie musste einfach mitlachen. Und sie war erleichtert. Denn nun hatte sie die Sicherheit und nicht nur den Glauben, dass er eine Stimme hatte und nicht stumm war. Dies erleichterte sie ungemein.

Am Abend lagen sie nebeneinander. Wie immer, wenn sie da war. Key schlief schon, doch Shiro lag auf dem Rücken und betrachtete den knappen Vollmond. Er wusste nicht warum, doch er hatte das Gefühl, dass etwas passieren würde. Etwas, dass ihm ganz und gar nicht gefallen würde. Er nahm die zwei Anhänger in die Hand.
Den Mond und den Schlüssel. Dann schlief er ein und fiel von einem Traum in den anderen, drehte sich von einer Seite, auf die andere und schreckte immer wieder auf.

Verlassen

Sie weckte ihn früh und sah, dass er nicht gut geschlafen hatte. „hey Shiro. Ist alles in Ordnung?“ der kleine nickte müde. Das Gefühl von der Nacht davor war immer noch da. Doch Key war immer noch bei ihm, also konnte nichts Schlimmes passieren.
Sie traten aus dem Wald hinaus und blinzelten gegen die aufgehende Sonne. Dann schritten sie weiter. Die junge Frau hatte noch kein Wort davon gesagt, wo sie hin gingen und hing ihren Gedanken nach. Shiro war dies alles nicht geheuer, da sie sonst häufig sagte, was ihr Ziel war und nur selten hatten sie zuvor den Wald verlassen.
Dann sah er sie. Eine Mauer zog sich um das Grundstück, doch durch das große, weit geöffnete Tor konnte er die Schule und die anderen Gebäude klar erkennen.
Sie schritt durch das Tor, doch er blieb stehen. Erst nach wenigen Schritten bemerkte sie, dass er nicht mehr an ihrer Seite war und blickte sich um. Er stand kurz vor dem geöffneten Tor und blickte sie argwöhnisch an. Sie ging zu ihm zurück und kniete sich vor ihn „Shino, hör mir zu. Du bist alt geworden, seit dem Tag.“, er wusste genau von welchem Tag sie sprach. Von dem Tag, in dem seine Eltern getötet wurden und sie ihn aufgenommen hatte. Doch er wusste nicht, was sie hier wollte, worauf sie hinaus wollte. Etwas lag in ihrem Gesichtsausdruck… „morgen ist Vollmond…der rote Vollmond erscheint morgen.“, er legte den Kopf schräg, doch sie schüttelte ihren. „ich kann es dir jetzt nicht erklären“ seine Augenbrauen verzogen sich. Es war das erste mal, dass sie es ignorierte, wenn er etwas dringend wissen wollte. Und er wollte gerade alles genau wissen. Doch sie überging seine Frage: „ich muss fortgehen. Eine ganze Zeit lang. Ich weiß nicht, ob ich je wieder kommen werde…“, seine Augen weiteten sich vor Schrecken und er griff nach ihrem Gi-Ärmel. Sie schüttelte leicht den Kopf. „nein. Ich kann nicht bleiben. Ich würde zu gerne. Doch es geht nicht. Ich gehöre nicht hier hin. Deswegen muss ich gehen. Dennoch möchte ich, dass es dir gut geht. Shiro, ich möchte, dass du ein ausgefülltes Leben hast. Und darum bitt ich dich dass du in dieser Schule lebst. Die Leute sind sehr nett und sie bilden Kinder zu Kämpfern aus. Du könntest es schaffen einer von den besten zu werden Shiro.“ Er schüttelte so schnell den Kopf, dass seine Haare wild durcheinander flogen und hielt sie noch fester. Behutsam, doch konsequent löste sie seine Hand von dem Stoff ihres Ärmels. „nein, ich kann dich nicht mitnehmen Niemand kann mich auf diesem Weg begleiten. Es tut mir Leid Shiro.“ Dann ging sie langsam auf das Gebäude zu. Er rannte ihr hinterher, hielt sie fest und versuchte sie daran zu hindern weiter zu gehen. Doch sie ließ sich nicht davon abhalten. Er sah Gesichter an den Scheiben der Gebäude, die ihn beobachteten, doch er schenkte ihnen keine Achtung.
Er wollte nicht hier her. Er wollte nicht, dass Key ihn alleine hier ließ. Allerdings konnte er sie nicht von ihrem Vorhaben abhalten und so betrat er mit ihr zusammen eines der Gebäude. Eine Frau kam ihnen entgegen. „ah, guten Tag Key.“ Sie schüttelte der jungen Frau die Hand. „ist er das?“ sie schaute auf den Jungen, der aufrecht neben Key stand. Der Junge konnte es nicht glauben. Die Frau wusste von ihm? Hatte Key dies schon länger geplant? Die Frau streckte ihm die Hand entgegen. „hallo. Wie heißt du denn?“. Er beachtete ihre Hand und ihre nett klingenden Wörter nicht, sondern blickte nur zu Key hoch. Die tat, als bemerkte sie es nicht. „es tut mir Leid. Er spricht nicht. Ich hab ihn Shiro genannt.“ Die Frau musste lachen. Es klang nett, doch in seinen Ohren klang es wie etwas Gesundheitsschädliches. „ich sehe schon. Wegen der Haarfarbe, was? Naja, sie ist ja wirklich außergewöhnlich. Wir müssen mal sehen, ob er dann mit den anderen klar kommt. Aber ich denke das wird schon gut gehen. Key du kannst heute Nacht noch hier schlafen wenn du willst. Du kannst auch mitkommen, wenn ich ihm sein Zimmer zeige.“ Sie nickte „gerne.“ Sie verließen den Raum. Wie in Trance folgte er den Frauen. Er konnte es immer noch nicht glauben dass Key ihn einfach so abgab.
Ihm wurde der gepflasterte Hof gezeigt, die Trainingsräume, die Lehrräume, die Gemeinschaftsräume, ihm wurden die Vertrauensschüler vorgestellt, an die er sich wenden konnte, wie ihm gesagt wurde, ihm wurden Lehrer mit ihren Gehilfen vorgestellt. Ihm wurden der Speisesaal und die Gärten gezeigt. Bis sie schließlich in einem Zimmer standen, in dem sich ein Bett, Schrank und Tisch mit Stuhl befanden. Ebenso war ein kleines Badezimmer an der Rückseite. „nun, das war es wohl. In dem Schrank dort liegen einige Kleidungsstücke für dich. Du kannst sie dir ja mal angucken und anprobieren. Ich weiß, am Anfang ist es immer ziemlich viel, doch man gewöhnt sich daran. Morgen wird dich ein Schüler abholen und zu den Klassenzimmern geleiten“, erklärte die Frau ihm. Shiro hörte nur mit halbem Ohr zu. Er blickte- wie er es die ganze Zeit über getan hatte- Key von unten her an, doch die tat immer noch so, als würde sie es nicht merken. „also, du kannst ja noch etwas hier bleiben. Key, ich würde dich jetzt in dein Zimmer bringen.“
Sie nickte und drehte sich um, um zu gehen, doch Shiro hielt sie wieder fest. Er schüttelte verzweifelt den Kopf und seine Augen schienen sie anzuflehen, dass dies nicht die Wahrheit sein konnte. Key nickte der Frau zu, die mit einem verständnisvollen Blick den Raum verließ und kniete sich wieder vor den Jungen. „Shiro es tut mir Leid, aber ich kann nicht anders.“ Er schüttelte immer noch den Kopf. Tiefstes Leid lag in seinen Augen. „bitte. Sieh mich nicht so an. Ich kann nicht anders“, wiederholte sie sich. Auch wenn ihr klar war, dass diese Wörter nichts daran ändern konnten, dass er es nicht verstehen würde. Worte konnten sein Leid nicht mindern. „verzeih mir Shiro.“, sie beugte sich vor und küsste ihn sanft auf die Stirn. Seine Hand erschlaffte. Sie verließ den Raum und ließ ihn zurück. Verloren stand er mitten in dem fremden Raum. Er spürte noch die Wärme ihrer Kleidung. Die Wärme die sie ausstrahlte und die Wärme, die in ihrem Blick immer lag, wenn sie ihn ansah. Doch nun war sie fort.

Einmal kam ein Junge seines Alters hinein und versuchte ein Gespräch anzufangen und ihn zum Esssaal zu bringen, doch der weißhaarige Junge saß stumm auf den Boden, den Rücken an der Wand gelehnt, die Arme um die angezogenen Knie geschlungen und starrte mit einem leeren Blick aus dem Fenster. Als er einsah dass der neue Junge ihm nicht zuhörte verließ er mit einem Schulterzucken den Raum.

Der Mond hatte fast seine volle Form erreicht und färbte sich bereits in einem rötlichen Ton. Key verließ mit schnellen Schritten die Schule und rannte fast über den Hof. Sie hörte ein Fenster aufknallen. Nein, dachte sie. Nicht jetzt. Bitte nicht Shiro. Sie hörte, wie jemand aus dem Fenster sprang und losrannte, doch sie drehte sich nicht um, sondern rannte noch schneller. Sie vernahm, wie er hinfiel und wieder aufstand um weiter zu rennen. Nein Shiro. Nein, bitte folge mir nicht. Wenn ich mich noch einmal von dir verabschiede…das verkrafte ich nicht. Shiro. Verzeih mir. Verzeih mir…er stolperte und fiel wieder, kein Laut kam aus seinem Mund. Eine Zeit lang blieb es ruhig und sie hätte sich beinahe umgedreht, um sich zu vergewissern, dass ihm nichts Schlimmes passiert war, doch sie zwang sich dazu weiter zu rennen. Sie hörte ihn wieder rennen. Erst langsam, als müsste er den Schmerz von dem Fall noch überwinden, doch schnell nahm seine Geschwindigkeit zu. Key wusste, dass er sie nicht mehr einholen würde, wenn sie nicht anhalten würde. Und ihr war klar, dass auch er das wusste.
Tränen rannten über ihre Wange und verloren sich in der kalten Nachtluft. Doch sie rannte weiter. Und ließ ihn hinter sich zurück, ohne sich noch einmal umzudrehen.

Wochen waren vergangen. Und entgegen den Vermutungen von der Frau- deren Name Frau Litana war- hatte Shiro immer noch nicht ein Wort gesprochen. Auch hatten die anderen Kinder ihn nicht angenommen. In den Unterrichtsräumen saß er alleine und während dem Training wollte niemand mit ihm Partnerübungen machen. Die Freizeit verbrachte er alleine mit dem Üben von Angriffen. Für die Kinder war er nicht nur wegen seiner außergewöhnlichen Haarfarbe ein Außenseiter, nicht nur, weil er nie sprach, sondern hauptsächlich, weil er ihnen unheimlich war. Mit seinen türkisenen Augen schien er einem direkt in den Kopf sehen zu können. Nur einige wenige hatten bisher versucht mit ihm zu reden. Doch sein Schwiegen konnten sie nicht verstehen und waren schnell wieder auf Abstand gegangen.
Ausschließlich ein Mädchen, das immer wieder zu ihm herüber blickte. Sie wich seinen aufmerksamen Augen nicht sofort aus.

Er war wieder am Trainieren. Nur für sich, wie immer. Er lief eine der Formen, die sie neu gelernt hatten. Verschiedene Angriffs- und Abwehrkombinationen waren darin enthalten. Plötzlich stockte er. Dies ging schon seit einigen Tagen so, dass er immer an dieser Stelle nicht mehr weiter wusste. Angestrengt dachte er nach, doch es wollte ihm einfach nicht einfallen. Plötzlich trat jemand zwischen den Bäumen hervor.
„du scheinst häufig an dieser Stelle zu hängen“, stellte sie fest. Es war das Mädchen das ihn häufig anblickte, aber zuvor nie mit ihm gesprochen hatte. Shiro richtete sich auf und blickte sie an. „mh…ich heiße Tenshi. Tut mir leid, wenn ich störe.“, stellte sie sich vor. Er nickte ihr zu. „v…vielleicht kann ich dir ja zeigen, wie die Form weiter geht…natürlich nur wenn du willst“ er blickte sie eine kurze Zeit lang an. Die langen, schwarz-braune Haare hatte sie zu einem Zopf gebunden und hatte grün-braune leuchtende Augen. Sie wirkte etwas nervös und schüchtern. Im Gegensatz zu den vielen anderen Mädchen die ständig mit der Mode wechselten trug sie ein normales T-Shirt mit einer schlichten Jacke darüber. Shiro mochte die anderen Mädchen an der Schule nicht. Genauso wie die Jungs, die ihre Frisur und Klamotten mit der Masse wechselten. Sie waren ihm zu oberflächlich…er selbst ließ seine Haare wachsen. Einfach nur, weil es gerade modern war die Haare kurz zu tragen und weil es ihm gefiel. Er beschloss Tenshi für den Anfang zu mögen. Er lächelte sie an und nickte.
Vorsichtig trat sie näher. „also mh…du hängst nach dem Schlag nicht?“ er nickte wieder und stellte sich in die Stellung, die er noch wusste. Das Mädchen stellte sich vor ihm, dass er sie sehen konnte und schlug ebenfalls in die Luft. „du musst jetzt so runter gehen. Mit dem Bein runter. Und die Arme so nehmen.“, sie machte es vor und er machte es nach. „ja genau. Jetzt musst du den Block machen und dann hoch. Genau. Jetzt kommt der Kick.“ Er folgte ihrem Beispiel, während sie ihn nebenbei im Auge behielt. „der Kick…also der ist nicht so hoch. Das ist ein Kick gegen das Knie…“, sagte sie zurückhaltend. Er nickte und wiederholte die Technik und setzte den Kick nicht so hoch an. „ja, genau. Dann kommt der Schlag hier“, wieder machte sie es vor und er machte es nach.
Er freute sich, dass sie ihm zeigte, wie die Form ging, doch zugleich ärgerte es ihn, dass er es nicht ohne Hilfe lernen konnte. Doch ihm war klar, dass er nicht alles alleine schaffen konnte und dass er dankbar dafür sein sollte, dass Tenshi ihm helfen wollte.
Sie lief mit ihm die ganze Form durch und zeigte ihm genau, wie die Schritte und Schlagausführungen funktionierten, bis er sie selber konnte. Dann setzten sie sich in das Gras unter einen der Bäume. Er lächelte das Mädchen an, die schüchtern abwinkte „kein Problem. Ich helfe dir gerne. Wenn du noch irgendwo Hilfe brauchst kannst du ruhig zu mir kommen, wenn du willst“ er nickte und blickte dann in den Himmel. Er genoss es, das da jemand war, der versuchte mit ihm auszukommen. Plötzlich sagte Tenshi: „Shiro? Mhh…also ich habe mich gefragt…also, tut mir leid, wenn die Frage unhöflich ist…oder wenn du nicht antworten willst dann musst du natürlich nicht…mh…“ er blickte sie fragend an. Sie war wirklich schüchtern. „also mh…warum…mhh…die Frage ist doof, aber mir ist sie schon eine ganze Zeit lang eingefallen…“ Shiro tippte sie an und machte winkende Bewegungen in seine Richtung. Er musste lächeln, als er ihre schüchternen Gesten sah. Es viel ihm schwer sie zu verstehen, da man sie regelrecht dazu auffordern musste etwas zu sagen. „ja also mhh…ich wollte wissen, warum du nicht sprichst…“, brachte sie schließlich heraus. Schnell blickte sie ihn an und registrierte seinen verwunderten Blick. „tut mir leid.“, sagte sie schnell „ich wollte dir nicht zu nahe treten.“ Er winkte ab. Dann dachte er nach. Warum sprach er eigentlich nicht? Er zuckte mit den Schultern und blickte sie weiterhin an. Er hatte einen Grund, doch er bezweifelte, dass sie ihn verstehen würde, wenn er es ihr nicht in Worten sagen konnte…es schmerzte in ihm, dass diese Leute ihn nicht ohne Wörter verstehen konnten…sie konnten aus seinen Blicken nicht lesen, so wie es Key…nein, dachte er schnell, er durfte nicht an sie denken…Das Mädchen lehnte sich vorsichtig an den Baum hinter hier. Dann sagte sie leise: „ich bewundere es, wie du es schaffst nicht zu sprechen…“ er blickte sie mit schräg gelegenem Kopf an. „ich finde…die Mädchen hier…mh…die sagen zuviel…ich meine, sie sagen so viel unnötiges, dass wahrscheinlich noch nicht einmal die Hälfte davon der Wahrheit entspricht. Deswegen bewundere ich es, wie du dich ohne Wörter verständigen kannst. Naja…mehr oder weniger. Aber ich glaube, wenn man deine Sprache versteht, dann lernt man selber auch neu zu sprechen…man kann sich auch ohne Worte verständigen, oder?“ er blickte sie mit großen Augen an. Es waren nicht nur die ersten Worte von ihr, die er ohne allzu große Unterbrechungen hörte, sondern auch Worte, die das aussagten, was er teilweise dachte. Er lächelte und stand auf. Erschrocken blickte sie zu ihm hoch. „tut mir leid. Ich habe nicht nachgedacht. Tut mir leid, wahrscheinlich habe ich dich verärgert…“ er musste lachen. Nun wurden ihre Augen groß. „wie…was…du…?“, stotterte sie, doch er unterbrach sie indem er ihr seine Hand hinstreckte. Immer noch verwirrt ergriff sie seine Hand und er zog sie auf die Füße. Er lächelte und deutete zu dem Essenssaal, den man zwischen den Bäumen heraus sehen konnte. Sie nickte und folgte ihm. Sie holten sich etwas zu Essen und setzten sich nebeneinander an einen Tisch. Tenshi blickte sich zurück haltend um. Viele der Kinder blickten sie an, als wäre sie nicht mehr ganz richtig im Kopf, weil sie mit Shiro- dem Außenseiter- an einem Tisch saß. Er winkte vor ihren Augen, sodass sie ihn wieder ansah. Dann lächelte er und machte mit einem fragenden Ausdruck auf dem Gesicht mit den Händen Zahlen und deutete auf den Raum. Sie blickte ihn fragend an. „willst du wissen, wie viele Kinder hier sind?“ er schüttelte den Kopf und deutete auf sie. „du willst wissen wie alt ich bin?“, fragte sie weiter. Es war wie ein Ratespiel. Er machte eine wiegende Bewegung mit der Hand und schüttelte leicht den Kopf „mhh…du willst wissen wie lange ich schon hier bin?“ er lächelte und zeigte mit dem Daumen nach oben. Sie dachte nach. „mhhh…also ich bin eigentlich schon so lange hier, wie ich mich erinnern kann…“ er blickte sie ungläubig an. „doch, doch. Frau Litana hat mir erzählt, dass sie mich in einer Nacht vor der Tür gefunden hatte. Mh…das war vor sieben Jahren. Seit dem wohne ich hier und lerne…“ Shiro blickte das Mädchen immer noch ungläubig an. Sie war ausgesetzt worden? Es viel ihm schwer so etwas zu glauben. „Mui dahinten wurde auch gefunden.“, sie deutete leicht auf ein ca. vier Jahre altes Mädchen am Ende des Raumes. „Genauso wie Hetock.“ Nun zeigte sie auf einen fast erwachsenen Jungen der mit einer Gruppe von anderen Kindern seines Alters lautstark über etwas diskutierte. „ich versuche so viel zu lernen wie möglich…einfach damit ich die Leute hier nicht enttäusche, die mich einfach so aufgenommen haben…“ er nickte. Das verstand er gut.

Am nächsten Tag ging er zu dem Trainingsraum. Die Form lief er nun ohne Probleme und wurde sogar einmal von dem Trainer gelobt. Dann mussten sie sich Partner suchen. Shiro blickte sich- im Gegensatz zu sonst, als er immer nur stehen blieb und wartete, bis ihm der Lehrer einen Partner zuteilte- suchend um. Dann sah er Tenshi, die ebenfalls alleine im Raum stand. Er schritt auf sie zu und blickte sie fragend an. „ah hallo Shiro…ich…du willst mit mir trainieren?“ er nickte. Sie schien noch nervöser als am Tag zuvor. „ich…mh...okay.“ Shiro deutete Fragend auf sie und zeigte dann auf die Leute um sie rum. „warum ich keinen Partner habe?“, fragte sie ihn zurückhaltend. Er nickte. Er konnte es sich nicht erklären, wie jemand, der schon so lange in dieser Schule war keinen festen Trainingspartner haben konnte. Sie zuckte schüchtern mit den Schultern „vielleicht bin ich ihnen zu schüchtern…?“ er lächelte. Das konnte er sich gut vorstellen. „okay, jeder hat einen Partner?“, fragte der Trainer und blickte sich um. „gut, dann üben wir jetzt eine Abwehrtechnik.“ Sein Gehilfe trat auf ihn zu und schlug nach ihm. Der Trainer zeigte Schritt für Schritt wie die Technik funktionierte, warf den Anderen am Schluß über die Schulter auf den Boden und drehte ihn so, dass er einen Hebel im Arm des Partners hatte. Würde er den Arm nun weiter gegen sein Bein ziehen, würde er den Knochen des Gehilfen brechen. Er ließ los und der Partner stand auf. „alles klar?“, fragte der Trainer in die Runde. Die Schüler nickten und machten sich an die Übung. „…fang du an“, bat Tenshi und schlug nach ihm. Er blockte, wie es der Trainer gezeigt hatte und warf sie vorsichtig über die Schulter. Er wollte ihr nicht wehtun. Er probierte aus, wie der Hebel funktionierte, aber führte ihn nicht soweit aus, dass es ihr Schmerzen bereiten könnte. Sie richtete sich wieder auf. Nun schlug er nach ihr. Er erwartete alles, nur nicht das. Sie führte die Technik so schnell aus, dass er es kaum registrieren konnte. Er war froh, dass er die Fallschule beherrschte und so landete, dass es nicht allzu schmerzhaft war. Sie hatte bereits seinen Arm so gegen ihr Bein gelegt, dass er auf den Boden schlug, damit sie den Griff löste. Er stand auf und rieb sich den Arm. „oh…tut mir Leid, ich…das wollte ich nicht.“ Shiro winkte lächelnd ab. Ihm war klar geworden, warum keiner freiwillig mit ihr trainieren wollte. Sie führte die Techniken konsequent durch. „wirklich, ich kann verstehen, wenn du einen anderen Partner willst…“, wieder winkte er ab. Fragend blickte er sie wieder an und deutete die Technik an. „ob es in Ordnung ist, wenn du die Technik so hart machst?“, sie schluckte. Dann lächelte sie. Es war das erste Mal, dass er sie lächeln sah. „natürlich.“ Sie schlug nach ihm. Ebenso wie sie zuvor setzte er die Technik so schnell um, dass sie kaum Zeit hatte richtig zu Fallen. Auch sie klatschte ab, als er den Hebel ansetzte. Nun schlug er wieder nach ihr und fand sich kurz danach wieder auf den Boden abschlagend wieder. Sie übten beide die Technik nicht so stark aus, dass es dem anderen wirklich wehtat, doch so, dass sie den Wurf und Hebel wirklich beherrschten. Der Trainer zeigte noch weitere Würfe und Techniken, die sie zusammen übten. Als sie den Raum verließen lächelte Shiro. Auch Tenshi hatte das Training Spaß gemacht. Als sie seinen Blick bemerkte musste sie lachen. Und auch Shiro lachte.

Die türkisenen Augen

Wie jeden Morgen stand Tenshi früh auf und wartete unter einer der alten Buchen auf ihn. Und wie immer war sie aufgeregt, wenn sie ihn sehen würde. Nervös trat sie von einen Fuß auf den Anderen. Plötzlich wurde es dunkel. Jemand hielt ihr von hinten die Augen zu. Eine Hitzewelle durchfloss ihren Körper. Sie konnte seinen Duft riechen, so dicht stand er hinter ihr. „Shiro“, nuschelte sie und er nahm lächelnd die Hände von ihren Augen. Sie drehte sich um. „morgen.“. Er nickte, immer noch lächelnd. Er trug, wie er es schon getan hatte, seit er an der Schule war, ein Gi und einen Hakama. Er hatte die beiden Teile sich vor einiger Zeit in der Stadt von seinem Geld geholt, das er angespart hatte. Er weigerte sich strickt die Kleidung von der Schule oder überhaupt andere Kleidung zu tragen. Und so trug er die schwarze Hose und das ebenfalls schwarze Oberteil. Die weißen Haare trug er fast schulterlang und sie standen nach allen Seiten ab. Die rötlichen Ringe um seine Augen hatten sich kaum geändert, außer das sie minimal dunkler geworden waren. Auch war er stark gewachsen. Er reichte einen Kopf über Tenshi und machte sich häufig einen Spaß daraus über sie hinweg zu spucken. Ansonsten hatten sich nur noch seine Augen etwas verändert. Sie hatten immer noch den türkisenen Farbton, den sie so liebte, doch sie blitzen lebensfreudiger, als sie noch vor acht Jahren gewesen waren. Es war nun auch schon acht Jahre her, seit sie das erste mal zusammen trainiert hatten. Von diesem Tag an waren sie Freunde geworden. Und Tenshi war froh darüber. Sie hatte gelernt ihn besser zu verstehen und dennoch war da etwas, das sie beunruhigte. Dieses Kribbeln im Bauch, wenn er sie ansah. Diese tiefe Freude, wenn sie sein Lachen hörte…doch auch diese Trauer, denn sie würde es ihm nie sagen. Sie wusste genau, dass er ihre Gefühle nicht annehmen konnte. Tenshi wusste genau, dass da immer noch diese junge Frau in seinen Gedanken war. Diese Frau, die ihn zu der Schule gebracht hatte. Sie hatte ihn einmal gefragt, warum er noch so oft an sie dachte. Den Blick den er ihr zugeworfen hatte, würde sie wohl nie mehr vergessen. Sie hatte das Thema angesprochen, dass er versuchte aus seinem Kopf zu verbannen. Er konnte es immer noch nicht verstehen, was vor acht Jahren passiert war. Betrachtete immer noch die Kette mit den zwei Anhängern und dachte an die Jahre zurück, in denen sie zusammen unterwegs gewesen waren. Seit dem hatte sie nie wieder die junge Frau oder die Kette angesprochen. Doch auch hatte sie mit sich ausgemacht, ihm nie zu sagen, was sie für ihn fühlte.
Und so lächelte sie ihn nur an und zusammen gingen sie zum Essenssaal um zu frühstücken. Wie gute Freunde.
Er merkte schnell dass etwas mit Tenshi nicht stimmte. Er merkte es immer, wenn etwas sie beschäftigte. Und so unterhielt er sie während dem Essen mit Witzen, indem er Tiere mit seinen Händen nachspielte und dazu die seltsamsten Grimassen zog, dass das Mädchen vor Lachen kaum zum Essen kam. Sie wurden immer noch zweifelnd von den anderen angesehen, denn sie konnten den Zusammenhang zwischen seinen Bewegungen und Blicken nicht erklären, doch Tenshi verstand ihn. Konnte sich übersetzten, was er sagte und musste lachen, bis sie vergessen hatte, dass es da noch eine andere gab.
Nach dem Frühstück trennten sich ihre Wege. Denn sie hatte sich für das Kämpfen mit der inneren Kraft angemeldet, während er sich für den Waffenkampf eingetragen hatte.
Und während sie auf dem Übungsplatz stand und durch ihre bloßen Gedanken versuchte einen Stock vor sich aus dem Wald erscheinen zu lassen, übte er mit dem Katana zu kämpfen. Nur wenige hatten sich für das Katana eingetragen und machten sich über ihn lustig, denn sie dachten, dass diese edle Waffe nichts gegen ihre scharfkantigen Hellebarden und schnell wirbelnde Nunchakus ausrichten könnte, die bis zu 175km in der Stunde schnell werden konnten. Doch nur so lange, bis sie ihm im Zweikampf gegenüber standen. Denn bevor sie auch nur zu einem Schlag ansetzen konnten hatte er ihnen die Hellebarden, Schmetterlingsmesser, Speere, Schwerter und Nunchakus aus den Händen geschlagen und stand dann- die Klinge des Katanas- an ihrem Hals vor ihnen.

Am Abendessen musste sie wieder viel lachen. Shiro hatte wieder einmal jemanden mit seinen Katanakampffähigkeiten erstaunt und spielte nun den Gesichtsaudruck seines Gegenübers nach. Er riss verwirrt die Augen auf und blickte dann vollkommen fragend auf die unsichtbare Klinge, die an seinem Hals lag. Sie freute sich immer wenn er etwas nachspielte. Er konnte dies so gut und sie musste immer lachen. Seit sie ihn kannte lachte sie generell mehr als sie es früher getan hatte.
Da deutete er auf sie und machte einen fragenden Ausdruck. Sie schreckte auf. Sie hatte nicht damit gerechnet, dass er sie so plötzlich „ansprach“ „tschuldigung, was?“ er lächelte und hob die Hände. Ein Zeichen dass er wieder etwas spielen wollte. Er schloss die Augen und konzentrierte sich. Dann stand er plötzlich auf und hielt ihr die Augen zu. Wieder einmal schoss eine Wälle der Wärme durch ihren Körper. Da nahm er die Hand auch schon wieder von ihren Augen und deutete auf den Nachtisch, der vor ihm stand. Mit großen Augen blickte sie auf den Teller mit Früchten. „wie…?“, setzte sie an, als plötzlich der Junge vom Tisch neben ihnen aufstand und empört neben ihnen stand. „aber bei euch ist schon alles in Ordnung, oder?“, schnauzte er sie wütend an. Shiro nickte ihm freundlich lächelnd zu. Wütend und verwirrt nahm der Junge wieder seinen Nachtisch an sich. „du bist unmöglich, Shiro“, Tenshi musste sich das Lachen verkneifen. Der weißhaarige Junge musste über seinen gelungenen Scherz und über ihren Blick lachen.
Sie genoss es wenn er lachte. Nur dann hörte sie seine Stimme. Und ihr gefiel was sie hörte. „also du willst wissen, wie es bei mir war?“ er nickte, legte den Kopf auf seinen Händen und musterte sie neugierig. „nun…mh…“, sie überlegte, was sie ihm vorzeigen könnte. Dann hatte sie eine Idee. Nun hielt sie ihm die Augen zu, er war zuerst erstaunt, legte dann den Kopf aber wieder zurück auf die Hände. Sie konzentrierte sich und dachte an die Essensausgabe. Plötzlich nahm etwas vor ihr Gestalt an und sie nahm die Hände von seinen Augen. Bewundernd blickte er auf die zwei Teller mit Früchten. Lächelnd blickte er sich um, doch als er sah, dass sich keiner an den benachbarten Tischen darüber aufregte, dass ihnen der Nachtisch geklaut worden war lächelte er und klatschte ihr Beifall. Sie winkte ab. „das ist mittlerweile kein Problem. Wenn ich noch eine Weile übe, kann ich auch Dinge her beschwören, die sich nicht in meinem Besitz befinden.“ Er blickte sie fragend an während er in ein Stück Birne biss. „mh…wie zum Beispiel…mhh…die Brille von Herrn Taitar, damit er nichts mehr an die Tafel schreiben kann.“ Shiro musste lachen und fing an zu husten, weil er sich an der Birne verschluckte. Herr Taitar war der Lehrer für Kampfgeschichte. Er schrieb ewig lang etwas an eine Tafel und ließ sie dann alles abschreiben.
Zusammen gingen sie lachend zurück in die Schlafgebäude, bis sich ihre Wege trennten. Tenshi winkte im zu: „gute Nacht Shiro.“ Der Junge lächelte sie an, tippte mit Zeige- und Mittelfinger auf seine geschlossenen Augen und dann auf ihre rechte Wange. Dies war etwas das wie ein Brauch von ihnen war. Es war sein „Gute Nacht“ zu ihr sagen. Mit einem Lächeln und mit leichten rosa Wangen drehte sie sich um und ging in ihr Zimmer.

Regen und Blut

Tenshi wachte mitten in der Nacht auf. Der sonst helle Mond war fast vollständig von den dunkeln Wolken verdeckt. Und es regnete.

In diesem Landschnitt regnete es häufiger in diesem Monat. Doch dies war es nicht, was das Mädchen so beunruhigte. Es war das Gefühl das sie beschlichen hatte. Sie hatte das Gefühl, dass etwas passieren würde. Sie wusste auch noch nicht, ob es gut oder schlecht wäre, doch sie wusste, dass es wohl passieren würde. Nur langsam schlief sie wieder ein und wälzte sich unruhig von einer Seite auf die andere.
Verwundert blickte Shiro am Morgen aus dem Fenster. Regen? Er zuckte mit den Schultern und zog sich an.
Er traf Tenshi wie immer unter der alten Buche, wo sie auf ihn wartete. „morgen“, begrüßte sie ihn. Lächelnd tippte er ihr auf die Stirn und blickte in den düsteren Himmel. Glück für Tenshi. Denn so sah er nicht, wie sie rot wurde.
Das Frühstück verlief wie immer, außer dass er sie durch Blicke fragte, über was sie nachdachte, da sie so nachdenklich wirkte. Sie murmelte nur etwas von einem Gefühl und wechselte schnell wieder das Thema.
Das Training mit den Waffen wurde in eine der Hallen verlegt und Shiro übte mit einem älteren Jungen, der mit zwei gebogenen Sicheln kämpfte. In voller Konzentration blockte er mit der Klinge seines Katanas den Angriff seines Gegners und wich der zweiten Sichel aus, die auf ihn zugesaust kam. Er wollte gerade nun zu einem Gegenangriff übergehen, als ein heller Blitz die Fenster erhellte und sogleich ein ohrenbetäubender Donner folgte. Shiro zuckte so erschrocken zusammen, dass er seine Waffen fallen ließ. Wie im Traum kamen die Erinnerungen an dem letzten Gewitter zurück, das so stark gewesen war. Er nahm seine Umgebung nicht mehr wahr, sondern sah sich klein und schwach zusammengekauert unter einer alten Eberesche knien, die Hände auf die Ohren drückend. Plötzlich legte sich etwas Warmes um ihn und jemand nahm ihn in den Arm. Er hörte Keys Stimme, als würde sie in diesem Moment neben ihm knien, es fühlte sich an, als hätte sie wieder ihren Mantel um ihn gelegt und summte eine beruhigende Melodie. Er hatte sich ganz fest an sie gedrückt und ihrer Melodie gelauscht. Sofort hatte er sich beruhigt. Doch nun war keine Key da, die ihm etwas vorsummte und ihn beschütze. „hey, ist alles in Ordnung?“, der Junge- Shiro glaubte Metalla war sein Name- beugte sich besorgt zu im hinunter. Erschrocken blickte er auf. Er kniete auf dem Boden, die Hände hatte er auf seine Ohren gelegt. Er nickte erst und schüttelte dann gleich darauf den Kopf. Was war nur los mit ihm? „komm, ich glaube es ist besser wenn du eine Pause machst.“, Metalla hob das Katana auf und räumte es wag. Kam dann wieder und half Shiro auf die Füße „ich komm mit dir mit, nicht dass du unterwegs zusammenbrichst. Hast du heute schon was gegessen?“ durcheinander nickte der Weißhaarige mechanisch. Vor der Tür brach er noch einmal zusammen und Metalla stütze ihn. Einige Leute eilten über den Hof. Das Unwetter hatte sie alle überrascht und sie mussten die Übungen in andere Räume verlegen, oder ausfallen lassen. Eine Gruppe von Jugendlichen eilte an ihnen vorbei, von der sich zögernd eine Gestalt löste. Dann kam sie schnell näher. „Shiro? Metalla, was ist mit ihm?“, fragte Tenshi den Jungen panisch. Dieser zuckte mit den Schultern. „ich weiß nicht. Er ist plötzlich zusammen gebrochen. Ich bring ihn in sein Zimmer.“ Sie nickte „ich helf dir“. Zu zweit stützen sie Shiro. Ein weiteres Mal zuckte ein heller, bläulicher Blitz über den Himmel und gleich darauf folgte der durchdringende Donner. Ein weiteres Mal sackte Shiro in sich zusammen. „verdammt Shiro!“, er hatte Tenshis Stimme noch nie so bestimmend und gleichzeitig so…panisch gehört. „reiß dich zusammen!“ sie hatte Angst um ihn. Das war ihm klar. Er wollte nicht, dass sie sich Sorgen um sie machte…er richtete sich wacklig auf und nickte. Zu dritt gingen sie langsam auf die Gebäude zu. Der Regen peitschte ihnen in die Gesichter und der schneidende Wind riss an ihren Klamotten. Kaum hatten sie Shiro den Gi ausgezogen und ihn in sein Bett gelegt, war er auch schon tief und fest am schlafen. „was ist nur los mit ihm…?“, mit sorgenvollem Gesicht blickte sie auf den schlafenden Jungen. Die weißen Haare klebten ihm vom Wasser an der Stirn und seine Augen bewegten sich unter den Liedern unruhig hin und her. „wer weiß“, meinte Metalla. „aber ich glaub der kriegt sich schon noch wieder. Der ist hart im Nehmen.“ Er hing das tropfende Oberteil über einen Stuhl. Tenshi nickte. Ihr war unbehaglich zumute, wie sie Shiro so schlafen sah. „na komm“, Metalla öffnete die Tür. „glaub mir, der kriegt sich schneller wieder ein, als der Regen hier vorbei ist. Wir sollten ihn jetzt schlafen lassen.“ Das Mädchen nickte und verließ mit einem unguten Gefühl den Raum.

Kaum hatten sie den Raum verlassen schlug er die Augen auf, als wäre er aus einem tiefen Trauma erwacht. Das konnte nicht sein…

Plötzlich schlug das Flügeltor am Eingang auf und in dem hellen Blitz war eine gebeugte Gestalt zu erkennen. Metalla und Tenshi blieben erschrocken stehen. Ebenso wie die anderen, die noch unterwegs waren. Der Regen hatte ein wenig nachgelassen, doch immer noch viel er in kalten Schleiern von Wasser zu Boden. Die Gestalt kam näher. Eine Kapuze verdunkelte das Gesicht, so dass sie nicht zu erkennen war. Die Menge erschauderte und atmete erschrocken ein, als sie die Wunde sah, die Tief in der Seite der Gestalt geschlagen war. Der Fremde zog eine blutige Spur hinter sich her, die sofort vom Regen weg geschwemmt wurde. Da stieß sich jemand von hinten durch die Menge.
„was zum…“, murmelte Metalla. „Shiro!“, rief Tenshi urplötzlich. Doch der Junge war bereits an ihr vorbei gerannt. Der Gi flatterte im Wind, denn er hatte sich keine Zeit genommen um die Verschlüsse zu schließen. Als er die Gestalt entdeckte blieb er wie angewurzelt stehen. Unvermittelt änderte der Wind die Richtung und schlug die Kapuze nach hinten. Shiro konnte nicht mehr atmen. Er sah die vor Schmerz gebeugte Haltung, sah die vor Schweiß und Blut verklebten Haare, registrierte dass kaum ein Schritt noch möglich war, sah das Blut. Das Blut das aus der offenen, tiefen Wunde floss. Der Gi war von der linken Schulter bis hinunter zur rechten Hüfte zerrissen und dunkles Blut sickerte aus der Verletzung. Er rannte los. Dachte nicht nach, sondern rannte. Hörte nicht die warnende Schreie von Tenshi hinter sich, sondern rannte. Und fing sie auf, als sie zusammenbrach, bevor sie auf den Boden auftraf. Sie blickte ihn aus ihren tiefen braunen Augen an. „Shiro…“, sie musste husten. Ihre Augen wurden einen Ton heller, als sie ihn erblickten. „renn. Lauf Shiro…“ ihre Stimme sackte ab. Da trat jemand durch das offen stehende Tor. Der Junge blickte auf. Ein groß gewachsener, drahtiger Mann trat auf den Hof. Ein mehrfach gespaltener Blitz spiegelte sich in der breiten, flachen Klinge seines Schwertes wieder, dass er sich über die Schulter gelegt hatte. Eine verschnörkelte Blutrinne zog sich über das Blatt. Der Mann schien fast zu klein und zu schwach für das riesige Schwertblatt. Von der Klingenspitze tropfte dunkel rotes Blut.
Shiro wollte sich aufrichten, doch sie hielt ihn fest. „nein. Shiro. Er ist verrückt. Er will seine Männer rächen, die ich…“, wieder musste sie husten. „die ich getötet habe. Lauf Shiro. Du hast keine Chance gegen ihn.“ sanft löste er ihre Hand und legte sie vorsichtig auf den Boden ab. Er strich ihr eine Haarsträhne aus dem Gesicht. Wie konnte dies sein? Sie sah um keinen Tag gealtert aus, wie an dem Tag, an dem sie ihn verlassen hatte. Sie war auch nicht so alt, wie sie ihm immer vorgekommen war. Jetzt als er sie noch einmal sah, kam sie ihm gar nicht mehr so viel älter als er selbst vor. Er richtete sich auf. „Shiro!“, rief sie panisch. Sie versuchte aufzustehen, doch er drückte sie bestimmt wieder zurück in die Rückenlage. Seine Augen sagten ihr, dass sie ihm nichts mehr sagen konnte, was ihn abhalten konnte. Sie öffnete dennoch wieder den Mund um etwas zu sagen. Doch er schüttelte den Kopf und wand sich dem Mann zu. Ein Glucksen ertönte. Der weißhaarige Junge trat einige Schritte vor.
„wer bist du, dass du dich mir in den Weg stellst?“, die Stimme des Mannes wechselte sich in hellen und dunklen Stimmenslagen ab. Shiro schwieg. Wie schon sein ganzes Leben lang. Der Mann lachte gackernd. „habe ich dir die Sprache verschlagen? Aber was erwartet man auch?“, seine Stimme klang nun, als würde er ein Gespräch mit sich selber führen. „schließlich bin ich der einzig wahre Jetayen!“ er wand sich wieder an Shiro. „wie? Du stehst immer noch da? Hör mal Kleiner, ich hab keine Zeit für dich. Geh mir aus dem Weg, damit ich die Kleine hinter dir ganz töten kann.“ Und wieder sprach er mit sich selber weiter: „es wäre ja zu schade, sie einfach so sterben zu lassen, nicht wahr? Nein, das wäre es wirklich…ich…“ er unterbrach sich und blickte auf. „immer noch da? Nun dann werde ich dich wohl erst einmal aus den Weg schaffen müssen was? Ja, das werde ich wohl.“ Er ließ das Schwert hinunter gleiten und ließ es über den Boden schleifen. Shiro sah, dass schon diese Berührung reichte, um einen Riss in die Steine zu verursachen. Doch er würde nicht zurück treten. Auch wenn er hier in diesem Regen sterben würde, würde er diesen Verrückten nicht ohne Gegenwehr zu ihr lassen.
Tenshi schloss die Augen und verbannte alles aus ihrem Kopf. Die Angst und die Sorgen. Und dachte dann an einen Gegenstand, den sie schon häufiger gesehen hatte. Sie rief sich alles genau in ihre Gedanken zurück. Die leicht gebogene Klinge, die verzierende Härtungslinie, die in einem Wellenmuster sich über die Klinge zogen, die leichte, fein gearbeitete Blutrinne, die silberne metallene Klinge, weiter das goldene runde Schichtblatt, das die Klinge von dem Griff trennte, das dunkel rote, fast schwarze Griffband, das den Griff mit einem Muster umwickelte. Bis hin zu der schwarzen Schwertscheide, auf der ein goldener Drache gezeichnet war, der sich elegant und gefährlich um das Holz schmiegt. Bis in das kleinste Detail rief sie sich die Waffe ins Gedächtnis. Sie wusste, dass wenn sie an etwas falsches dachte- etwas Unwahres erscheinen kann. Als sie sich sicher war, dass sie die Waffe im kleinsten Detail vor sich sah, konzentrierte sie sich darauf, es verschwinden zu lassen. Sie wussten, dass die Waffen in einem Schrank in dem jeweiligen Trainingsraum aufbewahrt wurden.
Der Regen ließ etwas nach, dennoch wehte der Wind und hin und wieder fegten kalte Schauer über den Hof. Die Kinder und Jugendlichen standen an der Hauswand und starrten auf Shiro und den Fremden, der sich Jetayen nannte…
Da trat der Mann langsam auf Shiro zu. Das breite Schwert bedrohlich auf den Jungen zeigend. „komm schon. Ich möchte dir doch nicht wehtun…“, er lachte schrill. Shiro blieb einfach nur stehen und blickte ihn an. Überraschend sprang der große Mann auf ihn zu und riss das Schwert hoch. Shiro stolperte entgeistert rückwärts. Er hatte die Bewegung des Mannes kaum auf sich zu rasen sehen, so unerwartet war sie ausgeführt worden. Shiro schluckte. Er durfte diesen Verrückten nicht unterschätzen. Und er musste sich in Acht nehmen, die Bewegungen schienen ohne Taktik und Nachdenken ausgeführt zu werden. Jetayen zog das Blatt aus dem Boden, in den es sich eingekerbt hatte. „komm schon Kleiner.“, Shiro sah ihn nun aus der Nähe. Und wäre froher darüber gewesen, wenn er auf Abstand geblieben wäre. Eine hässliche Narbe zog sich über die linke Gesichtshälfte und es schien dadurch, als wäre das Gesicht des Mannes um einige Zentimeter verschoben. Doch auch dies änderte nichts an dem ständigen, geisteskranken Lächeln dass auf seinem Gesicht lag. Die Augen waren von einem irren Funkeln besetzt und die braunen Haare hingen ihn an einer Seite in die Augen, während sie auf der anderen Seite ungleich abgesäbelt geworden waren. „was ist los?“, der Mann legte den Kopf schräg. „Angst?“. Shiro blickte ihm nur entgegen, um seinen nächsten Angriff voraus zu sehen und um nicht wieder so überrascht zu reagieren. Wieder sprang der Mann vor und täuschte einen Angriff an, um gleich danach nach Shiros Schulter zu treffen. Gerade noch rechtzeitig konnte der Junge ihm ausweichen. „du scheinst dich noch nicht mal zu erschrecken. So geht das aber nicht, was? Dieses Mal treffen wir ihn.“, sprach er zu sich. Unerwartet zog er Shiro mit dem Griff seines Schwertes die Beine unter dem Körper weg. Hart stürzte er auf den Boden. Gleich darauf wurde das Griffende mit voller Wucht auf seinen Magen geschmettert. Ihm blieb die Luft weg. Er hatte das Gefühl er müsse sich erbrechen. Als er wieder klar sehen konnte erblickte er Jetayens schmächtigen Körper über sich. Der Regen traf ihn kalt, doch dies merkte er nicht. Er blickte nur auf das mächtige Blatt des Schwertes, das über seiner linken Schulter zu schweben schien. „wollen wir ihn ein wenig Schmerzen haben lassen

 

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