also die geschichte ist ganz komisch entstanden ^^
da musst ich schon als kleines kind dran denken.
und dann hab ich mal n buch gelesen, übern werwolf. n kinderbuch halt ^^ und jahre später hab ich die geschihte angefangen. udn jetzt im urlaub fertigg geschrieben xD
Das Tor
Wum! Sie torkelte zurück dröhnende Schmerzen schossen durch ihren Kopf. Wo zum Geier kommt dieser Blöde Baum her? dacht sie, während sie ihre sich nun bildende Beule betastete. Klar, dachte sie, ich stehe im Wald… Aber wie lange lauf ich hier schon rum und was mach ich hier überhaupt? Boahr diese Kopfschmerzen machen mich fertig! Langsam ließen die Schmerzen nach und sie konnte wieder klar denken. Dann erinnerte sie sich auch. Sie war von zu Hause weg gerannt. Ihre Eltern haben sich gestritten, ihre große Schwester hatte sie angeschrieen, in der Schule sackte sie ab und dann hatte dieser Penner aus ihrer Klasse geklingelt und wollte sie mal wieder zum Eis einladen. Im strömenden Regen. Es regnete immer noch. Jetzt wusste sie auch wieder, wohin sie wollte! Sie wollte zu der alten Ruine, die mitten im Wald stand. Sie war früher schon oft da gewesen und hatte sich ausgemalt wie die Burg ausgesehen haben muss, und wie man dort gelebt hatte. Das war ein schönes Spiel und sie hätte es den ganzen Tag spielen können doch irgendwann kam wieder ihre Schwester und schleifte sie unbarmherzig wieder mit nach Hause.
Fort von den Drachen. Fort von dem großen See in der Mitte der Burg. Und fort, von den Geheimnisen der Dämmerung. Denn sie war sich damals schon ganz sicher gewesen. In der Dämmerung passierte etwas! Doch sie kam nie dazu raus zu finden was, da sie schreiend, bittend und weinend weggezogen wurde.
Doch heute sollte es anders werden. Die Ruine war in Vergessenheit geraten und niemand wusste wo sie war. Sie selbst mittlerweile auch nicht mehr, doch als sie sich nun umsah erkannte sie einzelne Steine, Bäume und Lichtungen auf die sie früher geklettert war, um nach feindlichen Kriegern Ausschau zu halten, oder auf denen sie sich auf den Boden gelegt hatte als ein Zähnefletschender, wütender Bär sie verfolgte.
Plötzlich ragten graue Wände vor ihr aus dem Boden. Sie reichten fast bis an die Baumspitzen und bestanden aus schweren, grauen Steinen. Sie war sich nicht sicher, diese Mauern jemals gesehen zu haben… Sie lief um die Mauern drumherum. Dann sah sie es. Ein riesiges Tor das einen Spalt offen stand. Verwundert und Neugierig schlüpfte sie hindurch und ein Traum erfüllte sich für sie. Dort, in der Mitte des Hofes sah sie einen kleinen See, auf dem Platz wucherten alle möglichen Blumen, Schlüsselblumen, Schafgaben. Butterblumen, Gänseblümchen und viele mehr. Auch ein Apfelbaum wuchs in einer Ecke. Langsam hörte es auf zu regnen und sie sah sich verträumt um. Das Äpfel, Schlüsselblumen, Klatschmohn und die Wärme die sich nun ausbreitete nicht zusammen passten, bemerkte sie gar nicht. Sie ging verträumt zum Apfelbaum und pflückte sich einen schönen, roten Apfel. Damit setzte sie sich an den Rand des Sees, zog die Schuhe aus und ließ die Füße in dem klaren Wasser gleiten. Bewundert sah sie sich um und musste an so viele Dinge denken, an die sie als kleines Kind denken musste. Sie fing an, die Melodie ihres Lieblingslieds zu summen. Es war eine einfache Melodie, doch das Lied hatte eine besondere Bedeutung für sie. Sie strich sich ihre langen, braunen Haare zurück. Da kam ihr eine Idee. Sie würde hier, bei dieser Burg bleiben, bis sie wieder nach Hause wollte. Vielleicht hätte sich bis dahin auch die miese Stimmung gelegt? Sie stand auf und sah sich die Burg genauer an. Sie fand eine Zisterne mit klarem Trinkwasser und mehrere Türen. Eine alte Küche und einige alte, verstaubte Räume. Sie stieg eine Treppe hinauf, die zu einer Tür führte, doch die Tür schien verschlossen und sie wollte sie nicht aufbrechen. Sie merkte die Zeit über nicht, dass sie beobachtet wurde.
Der Wolf
Es dämmerte und sie war müde vom vielen laufen. Sie fand eine Ecke, in dem dichtes Moos den Boden bedeckte. Sie suchte trockene Äste zusammen und zog Streichhölzer aus ihrer Tasche. Sie wusste nicht warum, aber sie hatte schon immer ständig Streichhölzer mit sich mitgeschleppt. Nach einiger Zeit prasselte ein Feuer auf dem Boden in genügend Abstand zu dem Moos. Darüber hielt sie nun einen Apfel an einem Stock. Bald darauf duftete es nach gebratenem Apfel und sie aß mehrere von den roten Früchten. Als sie satt war stand sie auf und suchte die Stelle, an der sie bei ihrem Umherschauen eine Quelle gefunden hatte. Genießerisch trank sie von dem erfrischenden, kühlen Wasser. Sie blickte verzaubert umher. Es sah wie eine Oase aus. Rankende Pflanzen schlängelten sich von dem Bergvorsprung in das Wasser und verliehen ihm einen grünen Schimmer. Das Quellwasser sprudelte aus einem Klaff in der Wand hervor und füllte die tiefe Ausbuchtung neu. Sie konnte Grillen zirpen hören. Eine Libelle kam heran geflogen und nippte an der Wasseroberfläche. Verträumt ging sie wieder zurück zu ihrem Schlafplatz. Dabei summte sie wieder ihre Lieblingsmelodie. Sie war so verträumt, wie sie sich fühlte. Das Feuer glimmte noch schwach und sie legte neue Äste drauf. Dann begab sie sich wieder zu dem kleinen Teich und genoss die sternenvolle Nacht. Als sie den Blick wieder auf Bodenhöhe senkte dachte sie, sie müsse Tod umfallen.
„W-w-was zur Hölle?“, stotterte sie erschrocken. An der anderen Uferseite saß ein Hund und betrachtete sie aus schlauen, honigfarbenen Augen. Das ist aber ein großer Hund…ein verdammt gr…er ist zu groß für ein Hund…schossen ihre Gedanken wild durch den Kopf. Was zum Teufel ist das. Diese Kopfform…diese Rute…das ist ja „ein Wolf!“, rief sie entgeistert aus. Das Tier machte keine Regungen, sondern blickte sie nur weiterhin an. Es schien sie zu mustern. „was machst du denn hier? Du willst mich doch nicht fressen?“, unsicher lächelte sie das Tier an. Der Wolf zeigte immer noch keine Reaktion, schien sie nur weiter zu mustern. Doch seine Augen strahlten eine solche Intelligenz aus, dass sie fest davon überzeugt war, dass er sie verstand. Und dies war ihr unheimlich. „na ja, würdest du das vorhaben hättest du es schon längst gekonnt, was?“ sie blickte das Tier an. Und…bildete sie es sich ein? Es hatte fast den Anschein, als würde ein kleines Lächeln in dem Gesicht des Wolfes entstehen. Sie blinzelte irritiert. Doch als sie ihn wieder anblickte, starrte er sie nur weiter starr an. Sie schüttelte den Kopf. „unmöglich…“ murmelte sie, blickte das Tier jedoch weiterhin prüfend an. „wohnst du hier? Es tut mir leid, wenn ich dich störe. Es ist nur…“ warum erzähle ich das alles einem Wolf? schoss es ihr durch den Kopf. Dennoch erzählte sie weiter „ich brauch ein wenig Abstand von meiner Familie, verstehst du?“ wie denn? Ich rede mit einem Wolf…verdammt. „und ich kam früher schon immer hier her, weil ich diesen Ort einfach liebe…jetzt habe ich ihn wieder gefunden…stört es dich wenn ich hier bin?“ Keine Reaktion. Wie erwartet…sie gähnte. Noch ein letztes Mal ließ sie die Beine in das klare Wasser hängen und summte diese Melodie. Ihre Melodie. Dann richtete sie sich auf. „ich bin müde. Ich gehe dann jetzt schlafen. Du auch?“, das Tier hob nur den Kopf, als sie aufstand. Es hatte nicht eine Sekunde den Blick von ihr gewand. „na ja. What ever…“, murmelte sie und ging zurück zu dem Feuerchen, das sie entfacht hatte. Sie legte sich auf den weichen, moosigen Boden, betrachtete noch den leuchtenden Sternenhimmel, blickte zum vollen Mond hinauf und schlief ein.
Der Wolf blickte sie noch eine lange Zeit über an. Dann trottelte er davon.
Sie erwachte von dem Gezwitscher der Vögel und den ersten Sonnenstrahlen, die ihr auf das Gesicht fielen. Blinzelnd richtete sie sich auf. Zuerst stand sie orientierungslos auf dem alten Hof. Bis sie sich wieder erinnerte. Dann lächelte sie erfreut. Sie nahm sich einen Apfel und biss in das süße Fruchtfleisch. Schlendernd schritt sie zu ihrem Lieblingsplatz und ließ sich an dem Ufer des Teiches nieder. Die Beine baumelten wie die Male zuvor im Wasser. Sie dachte an den gestrigen Abend. Hatte sie sich den Wolf nur eingebildet? Es kam ihr nun so unwirklich vor, dass so etwas passiert sein könnte.
Plötzlich ertönte eine Melodie hinter ihr. Sie zuckte fürchterlich erschrocken zusammen und wirbelte herum. An einem steinernen Torbogen lehnte ein blonder Junge und summte eine Melodie. Dieses Lied…ich kenne es…es ist…meins! Vollkommen entgeistert und erschrocken blickte sie den Jungen an. Dieser stand ganz lässig an den Steinen lehnend da und summte frech lächelnd ihre Melodie. Sie war zu erschrocken um etwas zu sagen. Leise ließ er das Lied ausklingen und trat mit den Armen locker schlenkernd auf sie zu. Sie regte sich keinen Zentimeter, sondern blickte ihn nur starr an. Die blonden Haare fielen ihm in die Augen und er trug abgenutzt aussehende Kleidung. Eine locker sitzende Jeans und ein dunkles T-Shirt. Er wirkte groß und kräftig. Lächelnd setzte er sich neben sie.
„na? Wie geht’s?“, fragte er sie, als wäre nichts Außergewöhnliches dabei, wenn sich zwei fremde Jugendliche in einer eingestürzten Ruine unterhielten.
„hä?“, sie war so durcheinander, dass sie keinen klaren Gedanken fassen konnte. Er lachte. Es klang so…frei. Sie konnte es nicht anderes ausdrücken. Sie musterte ihn immer noch mit halb offenem Mund. Seine grünen Augen leuchteten und er sah älter aus als sie es war. Mindestens zwei Jahre. Er lächelte sie immer noch an.
„alles klar bei dir?“, frech blickte er sie an. Schnell schloss sie den Mund und zwang sich dazu von ihm weg zu sehen. Schnell richtete sie sich auf. Fast schon zu schnell, denn beinahe hätte sie- durch den Schwung- das Gleichgewicht verloren und wäre in den Teich gefallen. Er reagierte schnell und packte nach ihrem Handgelenk. Der Griff war fest. Er hat schon fast zu schnell reagiert, schoss es dem Mädchen durch den Kopf. Er ließ sie los und strich sich mit einer, wie es schien, angegewöhnte Geste durch die blonden Haare.
„Entschuldigung. Reflex.“ Sie nickte nur, drehte sich um und ging davon. Er hatte sie mit einigen schnellen Schritten eingeholt und schritt neben sie her. „wohin gehst du?“
„nach Hause. Die machen sich bestimmt schon Sorgen.“, ob das wohl stimmt?
„und wann kommst du wieder?“ sie musste stolpern, hatte sich aber sogleich wieder gefangen.
„Keine Ahnung.“, sie schritt noch schneller aus, doch er hielt locker mit ihr Schritt.
„wie heißt du?“, fragte er neugierig.
"wie heißt du?“, machte sie die Gegenfrage. Er blieb fast unmerklich stehen, war aber sogleich wieder an ihrer Seite.
„das weiß ich schon seit Jahren nicht mehr.“ Nun blieb sie stehen. Aber um einiges Länger.
„was?“ er lächelte sie entschuldigend an.
„ich hab meinen Namen schon seit Jahren vergessen.“, erklärte er immer noch lächelnd.
„das soll ich dir glauben?“ sie zog eine Augenbraue hoch. Diese Geste- wie sie festgestellt hatte- führte eigentlich immer dazu, dass der Gegenüber seine Aussage widerrief. Doch der Junge zuckte nur mit den Schultern. Immer noch lächelnd meinte er:
„glaub es, oder glaube es nicht. Aber wie heißt du jetzt?“
„mh, ich hab es vergessen.“ Er trat mit hüpfenden Schritten vor sie
„komm schon!“ sie seufze, trat an ihn vorbei und ging mit schnellen Schritten weiter:
„Yui“, murmelte sie.
„Yui? Ein schöner Name“ er ging mit federnden Schritten neben ihr her.
„findest du? Danke…wie nennst du dich denn?“ er blickte sie fragend an.
„warum sollte ich mich irgendwie nennen?“ sie zuckte mit den Schultern.
„damit man dich von anderen unterscheiden kann?“
"von wem sollte man mich den unterscheiden können? Hier ist doch sonst niemand.“ Wieder blieb sie stehen.
„was meinst du damit?“ er lächelte immer noch
„ich wohne hier.“
„jaah, klar und ich in dem Baum da oben.“
„echt?“
„nein. Ich meins ernst. Wo wohnst du?“
„hab ich doch gesagt. Hier“
„du meinst in der Ruine hier?“
„nein, ich meine in der verlassenen Traumburg.“
„so? und wo ist die?“
„na hier“.
Sie blickte ihn mit offenem Mund an. Dann schüttelte sie einfach den Kopf und schritt weiter. „wie heißt du jetzt?“
„wie hättest du denn gerne, wie ich heißen sollte?“ sie blickte ihn während dem Laufen an. Er war wieder neben ihr.
„ich soll dir einen Namen geben?“, fragte sie ihn immer verwunderter.
„wenn du meinst, dass ich einen brauch…“
„da muss ich aber erst nachdenken. Er muss ja auch zu dir passen.“
„passt den Yui zu dir?“ sie zuckte mit den Schultern.
„keine Ahnung.“
„mh. Also, was passt zu mir“
"so schnell kann ich nicht nachdenken. Mhh, was ist besonders an dir?“ wieder blieb er nur Millisekunden stehen. Dann war er wieder neben ihr.
„dass ich in der verlassenen Traumburg wohne?“
„jaah, das zum Beispiel…sonst noch was?“ er schwieg eine Weile dann murmelte er: „Geheimnisse?“ sie blickte ihn an.
„so? Mhh…“, sie grübelte eine Zeit lang darüber nach. Dann meinte sie: „wie wäre es mit Zack?“
„wie kommst du gerade darauf?“
„na ja. Von Secret.“
„Secrat?“, fragte er nach.
„nein, Secret. Mit e. das ist Englisch und bedeutet Geheimnis. Von dem Wort aus hab ich Zack abgewandelt. Was hältst du davon?“ Er lächelte wieder.
„find ich gut.“ Nebeneinander gingen sie weiter. Bis sie an das Tor kamen, dass in die Burg führte. Dort blieb der Junge stehen. Sie drehte sich nach ihm um.
„was ist?“
„ich gehe nicht weiter.“
„das sehe ich. Aber warum nicht?“ er zuckte mit den Schultern.
„ich weiß es nicht wirklich…“ sie legte den Kopf schräg und er rang nach Worten. „ich kann es dir wirklich nicht erklären Yui. Es ist…ich wohne hier. Ich bin erst ganz selten durch dieses Tor gegangen…und immer ist etwas passiert.“
„was ist denn passiert?“, fragte sie neugierig.
„nichts Gutes“, antwortete er nur. Sie merkte dass er nicht weiter darüber sprechen wollte und zuckte leicht mit den Schultern.
„okay. Dann nicht. Vielleicht sieht man sich noch einmal. Machs gut Zack.“ Sie hob die Hand und wollte weiter gehen, doch er hielt sie am Handgelenk fest. Erstaunt wand sie sich um. Sofort ließ er sie wieder los. Er blickte auf den Boden. Dann sah er ihr in die Augen.
„du kommst doch wieder?“
„bestimmt.“ Doch sie wusste genau, dass sie sich da nicht sicher war. Und sie wusste, dass er dies auch wusste. Seine grünen Augen hielten ihren Blick gefangen.
„versprochen?“ eine Zeit lang blickte sie ihn nur weiterhin prüfend an. Sein Blick war immer noch auf sie geheftet. Er stand einen halben Schritt von ihr entfernt. Dann nickte sie.
„versprochen.“
Er lächelte wieder und winkte. Sie drehte sich wieder um und durchschritt das Tor.
Was zum Teufel war das denn Heute? Das glaubt mir ja niemand. Dachte sie grinsend, als sie zwischen den Bäumen hindurch ging. Ein Junge, der scheinbar keinen Namen hat und sich einbildet in einer Ruine zu wohnen. Sie war vollkommen in Gedanken und bemerkte nicht, dass sie beobachtet wurde. Diese Augen...sie schüttelte den Kopf. Nein, Schwachsinn…er sieht verdammt gut aus, hat aber eine Klatsche. Zu doof, dass ich gesagt habe, dass ich wieder kommen werde…er ist irgendwie unheimlich. Zwei dunkle Gestalten begannen sie zu verfolgen.
Sie hatten das Mädchen bereits bemerkt, als sie durch die Bäume getappt war und gegen die Mauer gestoßen war. Ihr Geruch hatte sie angelockt. Doch dann war sie in dieser Burgruine verschwunden. Und sie beide wussten, dass- wenn sie dem Mädchen gefolgt wären- dies ihr sicherer Tod gewesen wäre. Jedoch wunderten sie sich, dass das Geschöpf lebend wieder aus dem Gebäude gekommen war. Schließlich lebte in dieser Ruine etwas weitaus gefährlicheres als sie zwei. Doch nun, sah die Sache natürlich anders aus. Das Geschöpf ist zwischen den Steinen wieder hervor gekommen und schritt nun zwischen den Bäumen umher. Nun befand sie sich auf ihrem Jagdgebiet. Er würde es nicht wagen dazwischen zu gehen, oder? Es war nun auch egal. Sie waren nur noch unmittelbare zwei Meter Entfernung. Sie rochen den Geruch des Körpers des Mädchens und waren bereits halb von Sinnen. Ihre Füße sanken keinen Millimeter auf dem weichen Waldboden ein. Es war als würden sie den Boden nicht berühren. Das Mädchen bemerkte nichts von ihrer Anwesenheit. Wie auch? Menschen waren ihre Beute. Langsam kamen sie ihr näher. Ihre Haare verbreiteten einen Geruch nach Sommer. Einer der Zwei trat ihr so nah, dass er sie fast berührte. Er konnte die Wärme ihres Körpers spüren. Er musste sich nicht nach seinem Komplizen umblicken. Er wusste, dass dieser nur darauf wartete, dass er- als Stärkerer- den ersten Angriff machen würde und er sich dann auf das Mädchen stürzen konnte. Plötzlich blieb das Geschöpf so unmittelbar stehen, dass er fast in sie hineingestolpert wäre- wäre er ein Mensch. Doch er blieb sogleich stehen, wie sie stehen geblieben war. Abwartend blickte er das Mädchen an und wartete auf ihre Reaktion. Sie hob den Kopf und blickte hinauf in die dunklen Tannenwipfel. Sie hätte sich nur umdrehen müssen und sie hätte die Zwei gesehen. Doch sie tat es nicht. Schließlich wusste sie von nichts. Sie atmete tief durch. Er spürte, wie ihre Lunge sich mit Luft füllte und ihr Blut mit Sauerstoff angereichert wurde. Er konnte nicht mehr abwarten. Zu schnell für ein Auge führte er den Angriff aus und schlug nach dem Kopf des Mädchens. Der Schlag war nicht stark gewesen. Zumindest nicht stark für ihn. Hätte er auch nur seine halbe Kraft benutz, wäre ihr Schädel zerschmettert worden. Doch das wollte er nicht erreichen. Sie jagten gerne. Und liebten den Geruch der Angst ihrer Opfer.
Der Schlag war so gewaltig, dass sie sich zweimal überschlug und auf dem Boden landete. Vollkommen perplex richtete sie sich auf. „eh?“ vor ihr standen zwei junge Männer. Beide trugen ältere Kleidung. Sie schienen aus einem falschen Jahrhundert gefallen zu sein. Der eine trug ein weißes Hemd, dessen obere Knöpfe offen waren und einen blauen, bodenlangen Mantel mit einem hohen Kragen. Der andere schien etwas älter. Sie schätze ihn auf ungefähr achtzehn oder neunzehn, er trug einen schwarzen, langen Mantel mit ebenso hohem Kragen, wie bei dem Jüngeren. Beide trugen hohe lederne Stiefel und blickten sie aus dunklen Augen an. Woher kamen diese zwei? Sie hatte sie nicht registriert.
„Guten Tag LittleMiss“, der Ältere deutete eine Verbeugung an. Er machte sich über sie lustig, dass war ihr selbst in ihrem momentanen Zustand klar. Sie versuchte ihre Stimme fest wirken zu lassen. Doch sie konnte nicht verhindern, dass ihre Knie nicht das Einzigste waren, die zitterten.
„T-Tag“
„was macht jemand wie die LittleMiss alleine in einem solchen Wald wie diesen?“, fragte der Junge. Seine Stimme klang angenehm und freundlich. Doch Yui traute ihm nicht. Nicht das Geringste.
„spazieren?“. es hörte sich mehr wie eine Frage von ihr an. Er lächelte gütig.
„natürlich. Nun, vielleicht sollte erwähnt werden, dass ihr euch in unserem Wald bewegt. Und dies bedeutet nun unweigerlich, dass ihr ebenso uns gehört.“ Sie trat einen Schritt zurück.
„was? Was habt ihr vor?“
„oh, nicht viel.“ Er blieb stehen, wo er war. Dennoch konnte sie die Kälte spüren, die von den zweien ausging. „und da ihr euch in unserem Wald befindet, ist es uns vergönnt ein kleines Spiel mit euch zu spielen.“
„an…an welches S-Spiel habt ihr zwei denn so gedacht?“, sie zitterte nun wie Espenlaub. Immer noch führte der Ältere das Wort.
„also. Wir geben euch so lange Vorsprung, bis wir euch nicht mehr sehen. Dann verfolgen wir euch.“
„u-und was dann?“
„nuuun…“, er lächelte „das gibt eine Überraschung, LittleMiss.“ Sie schluckte. Sie hatte das Gefühl, als würde sie dieses Spiel nicht mögen.
„und wie weit könnt ihr sehen?“, sie beschloss diese Chance zu entkommen auszunutzen. Schließlich könnten die Beiden auch direkt an Ort und Stelle sonst was mit ihr anstellen.
„mhh…da hinten kommt gleich ein kleiner Fluss. Bis dorthin habt ihr Vorsprung.“ Vorsichtig wand sie sich um. Doch konnte nirgends Wasser entdecken. Sie drehte sich wieder um. „keine Sorge. Wir sehen dass Wasser.“
„j-ja?“ die zwei nickten. Sie atmete tief durch um sich zu beruhigen. Sie registrierte, wie der Jüngere von den zweien sein Gewicht auf das andere Bein verlagerte.
„also? Spielt ihr mit?“
„ich habe wirklich bis dort hin Zeit?“ wieder lächelte der Junge und strich sich die dunklen Haare aus den Augen.
„natürlich“ noch einmal blickte sie erst den einen, dann den anderen an. Dann drehte sie sich fast in Zeitlupentempo um und ging zwischen den Bäumen hindurch. Ihre Schritte waren unsicher. Sie zitterte immer noch. Sie hatte keinen Grund zu rennen. Der Junge hatte gesagt, dass sie bis zu dem Fluss Zeit hatte. Dann würde sie sich auch die Zeit nehmen. Sie drehte sich nach einigen Schritten um und vergewisserte sich, dass die Zwei ihr Versprechen auch hielten. Sie standen immer noch an der gleichen Stelle wie zuvor und musterten sie. Sie ging weiter. Nach einiger Zeit- die ihr wie eine Ewigkeit vorkam- entdeckte sie den kleinen Fluss der zwischen den Wurzeln der uralten Bäumen entlang floss. Erstaunt drehte sie sich um. Sie war sich nicht sicher, ob dort immer noch die Jungen standen, oder ob es nur Bäume waren. Ob die Zwei wohl gewartet hatten? Sie wartete eine Zeit lang. Doch nichts geschah. Wie können die nur erkennen, ob ich über den Wasserlauf trete oder nicht? fragte sie sich in Gedanken. Sie atmete ein weiteres Mal tief durch. Blickte noch einmal die Bäume und die Waldblumen an, die auf dem moosigen Boden wuchsen und trat dann über das Wasser. Sie begann zu rennen. Der Wald schien zu verstummen. Kein Vogel sang mehr und kein Specht klopfte auf die Rinde der Bäume. Vollkommende Ruhe entstand. Abgesehen von den knackenden Ästen die unter ihren Füßen zerbrachen. Sie rannte so schnell, wie sie noch nie in ihrem Leben gerannt war. Sie konnte keine Gefahr neben sich sehen, doch spürte sie, dass sie verfolgt wurde. Ein Lachen ertönte rechts neben ihr und sie zuckte panisch zusammen.
„seit Jahren hatten wir keine Jagd mehr, was Litus?“ sie erkannte die Stimme des Älteren.
„du hast vollkommen Recht. Wir sollten vielleicht öfters mal Menschen in unseren Wald locken“ die Stimme kam von ihrer Linken. Die Angst verlieh ihr Kraft und sie rannte noch schneller. Immer den Bäumen ausweichend.
„spürst du wie der Adrenalingehalt in ihrem Blut steigt?“ die Stimmen schienen locker mit ihr Schritt halten zu können.
„Darf ich, Aleron?“, sie hörte wieder die Stimme des Jüngeren.
„nur zu. Wir haben uns an unsere Bedingung gehalten. Nun beginnt das wirkliche Spiel!“ sie schrie auf. Ein harter Schlag hatte sie im Rücken getroffen. Sie stürzte. Kaum berührte sie mit den Händen den Boden um sich abzustützen, wurde sie an den Haaren zurückgezogen.
„macht es uns nicht so leicht, Menschenmädchen. Wir kriegen nicht oft die Möglichkeit so süßes Blut zu jagen.“ Sie hörte die Stimme direkt an ihrem Ohr. Eiskalter Atem strich ihre Wange. Sie konnte spüren, wie er hinter ihr stand. Plötzlich wurde sie wieder zurück gestoßen. Sie drehte sich um, doch von dem Jungen war nichts mehr zu sehen. Ihre Angst steigerte sich ins Unermessliche.
„was seit ihr?“ fragte sie kreidebleich. Ein Lachen ertönte. Wie aus dem Nichts stand Aleron vor ihr. Er blickte ihr in die Augen. Dann lächelte er. Das Mädchen holte erschrocken Luft und stolperte rückwärts. Spitze Schneidezähne waren klar zu erkennen gewesen.
„nicht möglich…“, murmelte sie. Die oberen Zähne waren so lang wie die zwei oberen Glieder ihres kleinen Fingers gewesen und liefen spitz zu. Er stand vor ihr und blickte sie erfreut an.
„so? Also kennt ihr zumindest einige Geschichten von uns?“ sie richtete sich auf. Es wurde ihr kalt. Sie wirbelte herum. Litus stand auf einmal hinter ihr. „ihr kennt die Geschichten über unsere Schnelligkeit? Über unsere Unsterblichkeit? Über unsere Kräfte?“, fragte der Ältere sie immer noch lächelnd.
„über unsere Vorlieben?“ hörte sie die Stimme von Litus. Auch er lächelte. Und auch bei ihm konnte sie die spitzen Zähne erkennen. Er machte einen Schritt nach vorne und stand wie aus dem Nichts fingerbreit vor ihr. Sie spürte seine kalte Hand auf ihrer Wange. „solch warmes Blut…“, flüsterte er. Dann lächelte er wieder. Erst jetzt registrierte sie erst wirklich, dass er vor ihr stand und zuckte zurück. Da hatte sie bereits einen Schlag in das Gesicht bekommen und schlug auf den Boden auf. Sie richtete sich keuchend auf. Blut floss aus einem ihrer Mundwinkel. Sie hob den Blick. Die zwei Jungen standen vor ihr. Doch etwas war anders als zuvor. Es war nicht nur diese Ausstrahlung. Sie bemerkte den Unterschied von zuvor. Vorher wollten sie noch Spielen. Nun wollten sie Jagen. Was sie so entsetzte waren ihre Augen. Die Iris hatten sich von dunkelblau und dunkelgrau zu rot verfärbt.
„hier endet das Spiel LittleMiss“, knurrte Aleron. Sie stolperte rückwärts. Die Angst ließ sie fast nicht mehr Atem holen. Ihr einziger Gedanke war nur noch der: sie würde sterben.
Die zwei blickten sie noch einmal an, dann waren sie verschwunden. Als sie noch einmal blinzelte, sah sie, dass Litus über ihr in die Luft gesprungen war und der Ältere dicht hinter ihr stand. Ein Schlag gegen ihren Hinterkopf ließ sie ein weiteres Mal stürzten. Sogleich stürzte Litus auf sie. Seine roten Augen blitzen gefährlich in der untergehenden Sonne. Er stand über ihr und beugte sich zu ihr hinunter. Sie fühlte bereits den eiskalten Atem über ihrer Kehle fühlen. Plötzlich spürte sie mehr, als dass sie es sah, wie der Junge von ihr weg gerissen wurde. Er stand nun mehrere Schritte in Entfernung neben Aleron. Ein dunkler Wolf stand vor ihr.
„was zum verdammten Priester tust du?“, rief Aleron auf den Wolf blickend.
„ich lasse nicht zu, dass ihr sie tötet.“, Yui starrte das Tier an. Es hatte gesprochen. Doch dies wunderte sie nicht mehr wirklich, nach allem, was passiert war.
„das geht dich nichts mehr an, Mistvieh! Sie ist in unserem Wald und nicht mehr in deiner Ruine, in der du dich verkriechst.“ Ein tiefes Knurren klang drohend aus der Kehle des Wolfes.
„sie war mein Gast und ich lasse nicht zu dass ihr etwas geschieht.“ Der Vampir trat vor.
„och, hast du etwas mit dem Warmblut Freundschaft geschlossen?“
„mitnichten. Dennoch ist mir jetzt einfach danach euch Fledermäusen den Spaß zu nehmen.“ Er machte einige Schritte vor und duckte sich zum Sprung. Er drehte sich nicht zu ihr um, aber sagte zu ihr: „geh zurück zur Burg. Und zwar schnell.“
„aber ich…“
„das werden wir nicht zulassen!“, rief Titus und sprang in die Luft, direkt auf sie zu. Sie stolperte rückwärts. Doch schon war der Wolf ebenso hoch gesprungen und griff den Jungen an. Der Vampir wurde auf den Boden geschleudert, landete jedoch federnd auf seinen Füßen. Auch der Wolf landete weich auf dem Boden. Aleron lächelte
„es freut mich, dass du zumindest das Kämpfen in deiner Burg nicht verlernt hast, in der du dich die Jahre über versteckt hast.“
„ich habe nur auf einen passenden Augenblick gewartet euch das Leben zur Hölle zu machen.“
„dann versuche es doch!“ die beiden Vampire rannten gleichzeitig auf ihn zu. Doch während Litus ihn angriff, bewegte Aleron sich auf das Mädchen zu. Sie wusste genau, dass sie keine Chance gegen ihn hatte. Dennoch blieb sie stehen und blickte ihm entgegen.
„Angst?“, fragte der Junge sie. Sie merkte, wie er es genoss wenn sie vor Angst gelähmt war. Sie atmete tief durch. Dann sagte sie mit fester Stimme:
„also ich weiß eigentlich nicht was schlimmer ist. Von einem Vampir, oder von einem Wolf getötet zu werden.“, sie wunderte sich selber, wie ruhig ihre Stimme klang. Fast so, als würde es täglich in ihrem Leben geschehen, dass sie von Vampiren angegriffen wurde und ein sprechender Wolf sie verteidigte. Es schien ihr sogar fast so, als währe der Junge ganz kurz verwirrt über ihre Antwort. Nur ganz kurz. Dann lachte er.
„glaubt mir. Er ist nicht nur ein Wolf.“
„was meinst du damit?“
„och, dass werdet ihr vielleicht noch feststellen.“
„trotzdem glaube ich, dass mir es lieber währe von ihm getötet zu werden.“, sagte sie, ohne nachzudenken.
„so? Nun, dann kann ich euch leider auch nicht helfen.“ Er sprang auf sie zu. Aus Reflex ließ sie sich auf den Boden fallen. Sie hörte einen Schlag und das Knacken von Knochen. Als sie aufblickte stand abermals der Wolf vor ihr. Aleron stand in einigen Metern Entfernung. Irgendetwas sah falsch aus. Entsetzt schlug sie sich die Hand vor den Mund. Sein Kopf saß fast waagrecht auf seinem Hals.
„oh“, machte der Vampir erstaunt. „du hast mir den Nacken gebrochen“, er hob einen Arm und drückte gegen die Seite seines Kopfes. Ein widerliches Knacken ertönte und der Kopf saß wieder gerade auf dem Körper. Er drehte ihn einige Male im Kreis. „na also. Funktioniert wieder. Was macht deine Wunde?“, fragte er den Wolf. Dieser antwortete nicht sondern blickte ihn nur aus seinen tiefen braunen Augen an. Dunkelrotes Blut floss aus einer Wunde an seiner Flanke. Der Vampir lächelte. Seine Zähne hatten eine rote Färbung bekommen. Litus trat neben ihn. Er renkte sich gerade wieder seinen Arm ein. Wie auf ein stummes Kommando stürzten sie sich abermals auf den Wolf. Er schnappte nach der Kehle des einen und nach den Armgelenken des anderen. Plötzlich stand ein weiters Mal Aleron vor ihr. Erschrocken riss sie die Augen auf. An ihm vorbei konnte sie erkennen, wie der Wolf sich mit Litus einen erbitterten Kampf lieferte. Da traf sie ein Schlag am Oberschenkel.
„Verdammt. Musst du dich immer einmischen Wolfsvieh?“
„dazu bin ich doch hier.“, antwortete er knurrend. Ihr wurde kurz schwarz vor Augen. Als sie wieder klar sehen konnte blickte sie zuerst auf den Vampir, der wütend den Wolf anblickte. Seine Fingernägel hatten sich zu tödlichen Krallen verformt. Der Wolf hatte blutende Striemen auf seiner Schnauze. Dann blickte sie auf ihr Bein. Tiefe Kratzer zogen sich über ihren rechten Oberschenkel. Sie zitterte. Die restliche Kraft die ihr noch geblieben war verließ sie. Das war einfach alles zu viel. Sie sank zu Boden. Vampire…sprechende Wölfe…es wurde dunkel um sie.
Zu Zweit
Als sie sich dazu zwang die Augen zu öffnen sah sie direkt auf den vor sie liegenden Jungen. Verwirrt richtete sie sich auf und trat humpelnd zu ihm. Er lag ausgestreckt auf dem Waldboden, blutete aus etlichen Wunden und die blonden Haare vielen ihm über die geschlossenen Augen. „Zack…“, murmelte sie erstaunt. „wie denn? Was denn? Hä?“ sie kniete sich vor ihm auf den Boden. Er schien das Bewusstsein verloren zu haben. Sein T-Shirt war an der Rückseite aufgerissen, ebenso wie an der Vorderseite und Blut sickerte aus den Wunden. Auch an seinem Oberarm und im Gesicht hatte er Verletzungen. Sie beschloss ihn zur Burg zu bringen.
„ob ich es wohl schaffe ihn zu tragen?“, fragte sie sich. Doch versuchen tat sie es trotzdem. Sie wusste nicht warum. Doch sie war fest davon überzeugt, dass er zurück zur Ruine musste. Sie stütze ihn so, dass er fast stand und legte seinen Arm um ihre Schulter. Noch einmal blickte sie sich um, doch die Vampire waren verschwunden. Dann humpelte sie los.
Nach einer kurzen Zeit öffneten sich seine Augenlieder. Kurz registrierte er die Lage. Dann hatte er sich so schnell aus ihren Griff gelöst, dass sie beinahe umgefallen wäre und stand neben ihr.
„du bist verletzt. Du solltest dich nicht auch noch mit mir belasten.“, meinte er auf ihr Bein sehend.
„du bist viel stärker verwundet!“, rief sie entschlossen.
„das tut nichts zur Sache. Meinst du, du schaffst es noch bis zur verlassenen Traumburg? In deinem Tempo schaffen wir es vielleicht in zwei Minuten.“ In meinem Tempo?
„ja klar“ sie blickte ihn an. Dafür dass er immer noch blutete stand er aufrecht und blickte sie fragend an.
„du schaffst das zu laufen, oder soll ich dich tragen?“ perplex blickte sie ihn an.
„bin ich es gewesen die vor gerade mal zwanzig Sekunden noch bewusstlos gewesen war oder du?“
„ich sag doch, das tut nichts zur Sache. Also?“
„wohl tut das was zur Sache…“, murmelte sie leise. „ich schaff das schon.“, sagte sie lauter und machte sich auf den Weg. Er räusperte sich und sie blicke sich fast genervt um. Er lächelte sie an.
„falsche Richtung.“ Er deutete nach rechts. „da geht’s lang.“ Sie murmelte etwas Unverständliches und änderte ihre Richtung. Er lief wie zuvor neben ihr her. So viele Fragen schossen in ihren Kopf, dass sie sie kaum ordnen konnte. Doch sie beschloss sie erst zu fragen, wenn sie die Burg erreicht hatten. „pass auf, da vorne ist die…“ Wum!
Sie war gegen Steine geprallt. „Mauer…“ sie taumelte zurück und wäre beinahe gestürzt, doch der Junge stand hinter ihr und hielt sie fest. sogleich ließ er sie wieder los.
„hättest du mich nicht früher warnen können?“, fragte sie ihn- ihre Stirn reibend- anklagend.
„´tschuldigung. Ich habe gedacht du hättest sie nicht übersehen können.“ Wieder murmelte sie etwas. Er lächelte sein freches Grinsen
„ich denke, du hast keinen Grund mich Spinner zu nennen und zu verdammen brauchst du mich auch nicht, nachdem ich dich gerade vor den Vampiren gerettet habe.“ Sie blickte ihn an. Als hätte er bemerkt was er gesagt hatte, biss er sich auf die Lippen.
„mooooment!“, rief sie. „da warst nicht du, sondern ein Wolf und…“
„lass uns das bitte nicht hier klären.“, er unterbrach sie, griff sie am Handgelenk und zog sie hinter sich her in das Gebäude. Er lief nur, doch sie musste rennen um mit ihm Schritt zu halten. Als sie den Innenhof erreichten wollte sie sich von ihm los reißen, doch er hatte sie bereits los gelassen.
„gleich erkläre ich dir alles…“, sagte er und trat auf den Teich in der Mitte des Hofes zu. Er zog sich das kaputte T-Shirt über den Kopf und legte es zusammen mit seiner Hose neben das Ufer. In Boxershorts sprang er in das Wasser. Er tauchte wieder auf. Das Mädchen hatte alles schüchtern und misstrauisch beobachtet. „du solltest auch deine Wunde waschen.“, wies er sie darauf hin und tauchte wieder unter. Sie wurde zuerst rot. Zuckte dann jedoch mit den Schultern und zog sich die Hose aus. Vorsichtig wartete sie in das kühle Wasser. Vor ihr tauchte der Junge wieder auf. Sie musterte ihn.
„deine Wunden…“, rief sie erstaunt aus. Er blickte sie mit schräg gelegtem Kopf fragend an. „sie sind ja fast wieder verheilt!“, sie deutete auf seine Brust, auf der nur noch dünne Kratzer auf die tiefen Wunden hindeuteten, die zuvor noch da gewesen waren. Auch die an dem Arm waren kaum mehr zu erkennen. Ebenso wie die Kratzer, die sich über seinen Nasenrücken zogen. „Moment mal…diese Verletzungen…“ sie blickte ihn mit offenem Mund an.
„äh, was macht dein Bein?“, fragte er sie schnell.
„so leicht lass ich mich nicht ablenken! Die gleichen Verletzungen hatte auch der Wolf und…“ sie ging rückwärts. Ihre Augen waren vor Angst wieder weit geöffnet. „wer zum Teufel bist du?“ der Junge ließ die Schultern hängen. Er wirkte traurig. Dann blickte er sie wieder an.
„ich sehe es hat keinen Zweck mehr.“ Er schwamm an das Ufer und zog sich an Land. Dann setze er sich mit angezogenen Beinen in das Gras und blickte mit leerem Blick auf das Wasser. „du hast Recht. Die Wunden waren die Gleichen. Denn auch der Wolf und ich sind die Gleichen…“
„was?!“ auch das Mädchen hatte sich mittlerweile wieder ans Land gezogen und stand nun in einigen Metern Entfernung neben dem Jungen. Er blickte auf und sah sie an. in seinen Augen lag tiefster Trauer. Dann stand er auf.
„ich glaube du setzt dich besser…“, murmelte er. Nichts war mehr von dem lustigen Jungen von zuvor übrig. Langsam ließ sie sich auf den Boden sinken. Er stand nun vor ihr und sah auf den Boden. Dann schloss er die Augen. Und als er sie wieder öffnete waren sie honiggelb. Säße sie nicht bereits auf dem Boden, täte sie es spätestens jetzt. Der Wolf von zuvor stand vor ihr.
„Wie…?“ sie konnte es kaum glauben. Die Augen des Wolfes sahen ebenso traurig aus, wie die des Jungens. Sein hellbraunes Fell glänzte in dem Licht der untergehenden Sonne an manchen Stellen schwarz. Das Tier kam einige Schritte auf sie zu und setzte sich vor sie. Das Mädchen blinzelte und saß wieder dem blonden Jungen gegenüber. Die grünen Augen blickten sie an.
„wenn du willst, kannst du gehen…“
„hast du keine Angst, dass ich jemanden von dir erzähle?“ er zuckte mit den Schultern.
„wer würde dir schon glauben?“. Das stimmte.
„aber wie…?“ er legte sich auf den Rücken und verschränkte die Arme hinter seinem Kopf. „ich bin ein Werwolf Yui.“ Sie sprang auf.
„WAAAS?! Willst du mich verarschen?“ seine Augen ließen keine Regung erkennen. Außer dem tiefen Trauer lag nichts mehr in ihnen.
„ich dachte eigentlich, nachdem du beinahe von Vampiren getötet worden wärst, würdest du es glauben.“ Sie blickte ihn immer noch entsetzt an. Dann ließ sie sich wieder zu Boden sinken und blickte ihn schweigend an.
Die Sonne stand bereits tief am Horizont und die ersten Sterne erschienen. Urplötzlich richtete er sich auf.
„ich habe einen bequemeren Platz zum Schlafen, als hier draußen.“ Er wand sich zum gehen. Sie blickte ihn einfach nur weiterhin an, als er sich halb zu ihr umdrehte. „wenn du willst, kannst du mitkommen.“ Langsam richtete sie sich auf und folgte ihm. Sie betraten eine Treppe die um den Hof führte und standen kurz darauf vor einer Tür. Es war die verschlossene Tür gewesen, vor der das Mädchen bereits gestanden hatte. Das dunkle Holz schien, als wäre es schon seit Jahrhunderten verschlossen. Der Junge berührte mit der Hand das alte Holz. Es klickte und die Tür öffnete sich.
„Aber…die Tür war doch verschlossen“, wunderte sie sich. Es war das erste mal, seit der Trauer in seinen Augen erschienen war, dass er wieder lächelte.
„die verlassene Traumburg hat mich angenommen.“, antwortete er nur. Dann trat er in den Raum. Vorsichtig folgte sie ihm. Es war dunkel und sie musste kurz warten, bis ihre Augen sich an die Dunkelheit gewöhnt hatten. Dann klappte ihr der Mund auf. Der Raum war kreisrund. Es schien sich um ein Turmzimmer zu handeln. Das Dach fehlte und scheinbar große Blätter verdeckten den Himmel. Das orange Licht der Abendsonne strahlte durch einige Lücken und erfüllte den Raum mit einem sanften Schein. Auf dem Boden unter der Öffnung waren Kissen und Decken gestapelt. Es schien wie ein riesiges Bett. Der Junge hatte sich auf ein großes Kissen gesetzt und blickte sie an. An einer Wand stand ein Regal mit den verschiedensten Dingen. Sie trat auf das Regal zu und betrachtete die Gegenstände darin. Federn, Muscheln, ein alter Teddybär, Kerzenstummel deren Wachs von den Brettern lief und etliches, das sie in dem Licht nicht erkennen konnte. Sie bemerkte ein Bild in einem silbernen Rahmen und betrachtete es. Eine Mann und eine Frau waren darauf zu erkennen. Beide lachten. Es war ein Schwarz-Weiß Foto. Dennoch konnte man die Freundlichkeit der Zwei nahezu spüren. Auf den Schultern des Mannes saß ein kleiner Junge. Ebenso lachend wie die Erwachsenen.
„bist…bist du das?“, sie blickte den blonden Jungen auf dem Kissen an. Er nickte.
„und meine Eltern.“ Sein Blick wurde wieder Traurig. „sie sind schon seit Jahren Tod…“ vorsichtig stellte sie das Bild zurück und drehte sich zu dem Jungen um.
„erzählst du es mir?“ er blickte sie schweigend an. Dann nickte er. Sie ließ sich neben ihn auf dem Kissenbett sinken und lauschte seiner traurigen Geschichte.
„ich war siebzehn Jahre alt, als es in unserem Dorf hieß, dass wir in den Häusern bleiben sollten. Ein Monster strich um das Gebiet. Da kam panisch ein Mann zu uns in das Haus gestürmt. Er wohnte mit seiner schwangeren Frau einige Häuser weiter. Er rief aufgewühlt, dass seine Frau so weit wäre und er bräuchte die Hilfe meiner Mutter. Sie war die *** unseres Dorfes. Mein Vater wollte nicht dass sie gehen. Es war eine stürmische Vollmondnacht gewesen und die Straßen waren wie leer gefegt. Es war dem Mann sein erstes, langersehntes Kind und meine Mutter hatte ein weiches Herz. Sie versprach meinem Vater wohlbehalten zurück zu kehren. So verließ sie mit dem Mann das Haus. Doch kaum danach hörte man die Schreie meiner Mutter. Mein Vater rief mir zu ich sollte im Haus bleiben und rannte hinaus in die Nacht. Ich hörte ein gefährliches Knurren. Dann klangen Geräusche, als würden Innereien auf die Straße fallen. Ich konnte nicht anders. Ich zitterte vor Angst und konnte kaum atmen. Dennoch trat ich hinaus auf die Straße. Und sah, wie meine Eltern blutend auf der Erde lagen. Ihre Körper waren aufgeschlitzt und ihre Augen waren leer. Ebenso wie der Mann der schwangeren Frau. Und über ihnen stand ein riesiges Monster…“, er stockte kurz. Sie hatte ihm mit weit geöffneten Augen zugehört. „ich kann es dir kaum beschreiben. An seinen handgroßen Klauen tropfte das Blut meiner Eltern. Mit dem vom Blut rot gefärbtem Maul fraß es gerade das Herz des Mannes. Dann plötzlich blickte es auf. Und sah mich mit leeren, roten Augen an.“ das Mädchen vergaß zu Atmen. „es stürzte sich auf mich…doch anstatt mich zu töten…biss es mich in die Schulter. Dann verschwand es in der Dunkelheit. Ich schrie vor Schmerzen. Ich dachte ich würde an den Qualen sterben. Ich wünsche immer noch ich wäre an diesem Tage besser gestorben…aber ich bin es leider nicht. Ich schleppte mich in den nahen Wald. Dort lag ich drei Wochen lang. Das Gift durchströmte mich wie flüssiges Feuer und die Wunde schmerzte, als würde jemand weiße Glut auf die Haut drücken…“, er strich sich in Gedanken über seine linke Schulter. Das Mädchen konnte eine weiße Narbe erkennen. Sie war in der Form eines Mondes. „nach drei Wochen hörten die Qualen auf. Doch ich konnte immer noch nicht klar denken. Wie im Wahn rannte ich in das Dorf zurück…und riss ein Baby mit mir. Ich registrierte es kaum. Ich rannte einfach weiter. Das kleine Kind in meinen Fängen…ich rannte zwei Tage lang. Dann hielt ich an einem Teich. Ich blickte in das spiegelnde Wasser und blickte einem Wolf entgegen. Einem Wolf mit einem Baby in den Fängen. Erst da klärten sich meine Gedanken und mir wurde klar, was ich getan hatte. Was geschehen war…sofort verwandelte ich mich in einen Menschen zurück…ich begrub das Baby…das Kind des Mannes der meine Mutter in der stürmischen Vollmondnacht aus dem Haus geholt hatte, um seiner schwangeren Frau zu helfen. Und ich sah, zu was ich geworden war…“ er schwieg. Der Blick seiner grünen Augen war leer.
„was…was hast du dann getan?“, fragte sie leise. Es sah aus, als hätte sie ihn zurück aus seinen Erinnerungen geholt. Er blickte sie kurz an, sah dann wieder auf den Boden und erzählte langsam weiter:
„ich habe versucht meinem Leben ein Ende zu setzen. Sicher fünfhundert Mal. Habe mich von Klippen gestürzt, bin in Feuer gesprungen, mit Steinen in Wasser gefallen. Habe Menschen und Tiere gegen mich aufgehetzt dass sie mich jagten. Doch immer wieder habe ich meine Augen wieder aufgeschlagen. Ich suchte diesen Werwolf, der mich gebissen hatte, doch fand ihn niemals. Nur einmal bin ich einen anderen begegnet. Doch sobald er mich sah, rannte er davon. Ich holte ihn nicht auf. Und ich weiß heut noch nicht, was mich töten kann…ich habe fürchterliche Dinge getan. Als ich wieder ein Kleinkind gerissen hatte und kurz darauf registrierte, was geschehen war, suchte ich einen Ort, an dem ich niemanden etwas tun konnte. Auch nicht, wenn Vollmond herrscht und ich wie von Sinnen werde. Und ich habe diese verlassene Traumburg gefunden.“
„also bist du hier, damit du niemanden etwas tun kannst?“ er nickte.
„ich habe aufgegeben daran zu glauben, dass es einen Weg gibt um mich zu töten, oder zu erlösen. Und so habe ich mich dazu entschlossen hier zu bleiben. Um niemanden etwas zu tun. Für die Ewigkeit.“ Sie schluckte.
„Ewig…das ist eine lange Zeit…“ er lächelte schwach.
„Seit Jahrzehnten bin ich nun hier. Und seit so langer Zeit habe ich heute die Burg verlassen. Damit dir nichts passiert.“ Sie blicke ihn an.
„warum?“ er zuckte mit den Schultern.
„keine Ahnung. Ich habe dich gesehen. Als du gekommen bist. Als du gesungen hast. Als du dich umgesehen hast. Ich weiß nicht…aber du bist die Erste, der ich mich seit ich hier bin offen zeige.“
„wow…“, machte sie. Es war alles so viel auf einmal in den letzen zwei Tagen gewesen.
„und was ist deine Geschichte?“, fragte er sie.
„die ist nicht halb so traurig und interessant wie deine.“
„ich möchte sie trotzdem hören.“ Sie seufzte und begann zu erzählen. Und er hörte ihr zu. Als sie geendet hatte fragte er noch ein zwei Dinge die sie ihm erklärte. Dann schwiegen sie. Er blickte sie an und legte sich bequemer hin.
„du hast noch Fragen?“ er lag nun ausgestreckt neben ihr. Den Kopf auf den angewinkelten Arm stützend. Sie nickte.
„jaah…also mh…wie ist das mit dem Wolf werden?“, fragte sie schüchtern. Er dachte kurz nach und erklärte dann:
"also die Tiergestalt nehme ich entweder an wenn ich wütend werde, oder wenn ich es will. Und die Werwolfsgestalt nur, wenn ich mit Vollmondslicht in Kontakt komme.“ Verwundert blickte sie ihn an.
„nicht, wenn überhaupt Vollmond ist?“, fragte sie verwundert.
„nein. Dass ist von euch Menschen- Entschuldigung…“ sie nickte lächelnd. „also dass habt ihr so erfunden. Genauso wie Vampire eben immer in Särgen schlafen und wir etwas gegen Kruzifixe haben.“
„habt ihr nicht?“
„nein. Wieso auch? Wenn man an Gott glaubt, dann sind wir ja ebenso auf seiner Welt und seine Geschöpfe, nicht?“ sie nickte.
„das macht Sinn.“
„und diese Blutsauger schlafen gerne in Särgen, können aber auch ebenso auf Bäumen oder eben in Betten schlafen. Mich können übrigens auch keine Silberkugeln töten.“
„ah. Hast du das auch ausprobiert?“ er nickte.
„ich habe um genau zu sein, alle Metalle ausprobiert. Aber nichts funktioniert, leider.“ Sie blickte ihn an. Also ich finde es irgendwie gut, dass ihn nichts getötet hat. Sie spürte wie ihre Wangen rot wurden und blickte schnell weg.
„alles in Ordnung?“
„äh…jaja.“ Er blickte sie mit schräg gelegtem Kopf an und sie beeilte sich ein neues Thema anzusprechen. „und wie alt bist du jetzt?“
„siebzehn“, antwortete er ohne nachzudenken.
„nein, ich meine…wirklich?“ er schwieg kurz. Dann sagte er so leise, dass sie es kaum hörte: „163 Jahre.“ Ihr schwirrte der Kopf. Darauf konnte sie nichts sagen. Das war wirklich eine lange Zeit. Sie erinnerte sich an das Foto.
"aber wie heißt du denn eigentlich? Ich meine, du hattest doch sicher einen Namen“ er blickte weiterhin auf den Boden.
„den weiß ich schon lange nicht mehr. Ich glaube dass ist das Erste, was man bei seiner Verwandlung als Werwolf vergisst…deswegen hast du mir ja einen Namen gegeben“, jetzt lächelte er. Doch sie hatte immer noch Fragen.
„und was kannst du alles, was Menschen nicht können?“
„na ja…da wäre zuerst mal sich in einen Wolf zu verwandeln. Und Werwolf natürlich.“ Sie nickte. „na ja. Ich höre besser, kann besser riechen und höher Springen. Meine Reaktionen sind besser…mh ich sehe mehr Farben als ihr. Öhm…“
„okay, danke. Ich glaube dass reicht. Nicht dass ich eifersüchtig werde.“, scherzte sie. Er lächelte leicht.
„glaub mir, wenn du wüsstest, was für ein verdammtes Leben das ist, würdest du anders reden.“
„mhh…und warum genau?“ er blickte sie gerade heraus an.
„meinst du das jetzt ernst?“ sie beeilte sich ihre Frage zu verbessern.
„ich meine, klar, ich stell mir das ziemlich schmerzhaft vor. Und auch dass du hier fest sitz und so…aber…ich meine, du hast ein ewiges Leben und…diese Fähigkeiten und so.“ sein Blick wurde wieder traurig. Sie hätte sich ohrfeigen können, dass sie solch ein Unsinn von sich gab.
„ewiges Leben alleine ist fast so toll, wie ein ewiges Leben Qualen. Diese Fähigkeiten im Tausch zu einem normalen Leben…glaube mir. Wäre das Leben so toll, hätte ich nicht alles versucht um mich zu töten…“ sie schwieg niedergeschlagen. Auch ihm war es scheinbar nicht angenehm, denn er wechselte schnell das Thema:
„da fällt mir ein, dein Bein. Oh, tut mir Leid!“ er hatte sich so schnell erhoben, dass sie die Bewegung kaum sah. Sie zuckte erschrocken zurück. Er drehte sich grinsend zu ihr um. „´tschuldigung. Hab ich erwähnt, dass ich um einiges schneller bin als du?“ sie winkte ab. „könntest du mal erwähnt haben.“ Sie lachten. Dann wand er sich an das Regal.
„mh…ich benötige so was ja nicht, aber vielleicht haben wir ja Glück…“, murmelte er und kramte in den unteren Schubladen. Verstohlen blickte sie ihn an. Seine blonden Haare fielen ihm in die tiefen grünen Augen und er schien muskulöser, als er den Anschein hatte.
„ah hier.“ Er drehte sich zu ihr um und sie versuchte schnell ihren verträumten Blick verschwinden zu lassen. In seiner Hand hielt er Verbandszeug. Sie wollte ihm die Binde abnehmen, aber er hielt sie außer Reichweite.
„du bist Gast.“ Sie seufzte.
„ich werde mich nicht versuchen gegen einen Werwolf durchzusetzen.“ Er streckte ihr bei der Bemerkung die Zunge heraus. Doch lächeln musste er dennoch. Vorsichtig wickelte er den Verband um ihr Bein.
„du musst sagen, wenn es zu fest ist, ja?“ er streifte sie mit der Hand am Bein
„mh? Was?“ sie wurde wieder rot, auch wenn sie es nicht wollte. Er grinste.
„sag wenn es zu fest ist.“ Sie nickte
„j-ja, klar.“ Sie biss sich auf die Lippen. Warum muss ich auch immer rot werden? Ein breites Grinsen erschien auf seinem Gesicht, als er- weiterhin auf den Verband blickend- das Ende fest steckte. „was ist?“, fragte sie ihn immer noch rot. Sein Grinsen wurde noch breiter.
„du kannst noch so versuchen nicht rot zu werden. Ich spüre, dass dein Blutlauf sich beschleunigt.“ Ihr klappte der Mund auf. Doch ihr viel nichts ein, was sie erwidern könnte, also machte sie ihn wieder zu. Er lachte, als er ihr Gesicht sah. Er hatte vorsichtig den Verband befestigt.
„so, fertig.“
„danke“, murmelte sie. Er legte sich wieder ausgestreckt neben sie.
„wann hast du eigentlich vor, zurück zu gehen?“, fragte er leise. Hätte dies jemand anders gefragt, wäre sie sich sicher gewesen, dass er sie los haben wollte. Doch als der Junge dies sagte wusste sie, dass er eigentlich nicht wollte, dass sie ging. Warum nur? Weil er sich Gesellschaft wünscht? Oder ist es vielleicht wegen…mir? Schossen ihr die Gedanken durch den Kopf. Sie zuckte mit den Schultern.
„wie lange willst du mich den am Liebsten hier haben?“. Er blickte sie ganz kurz an und dann wieder auf den Boden.
„mhh…“ sie wusste genau, dass ihm solche Fragen unangenehm waren, dennoch wollte sie gerne die Antwort hören
„am liebsten noch ein bisschen?“ er blickte sie von unten herauf an. Verdammt…ob er wohl weiß, wie süß er mit diesem Blick aussieht? Sie konnte nicht vermeiden wieder rot zu werden. Und er lächelte erfreut. Sie legte sich neben ihn auf den Rücken und blickte durch die Palmenblätter in den Himmel. Durch das Grün konnte man keinen einzelnen Stern erkennen. „warum machst du die Blätter nicht weg, damit man den Himmel sehen kann?“, fragte sie ihn in Gedanken. Er blickte ebenfalls in den Himmel, doch seine Stimme klang wieder traurig. „denk mal scharf nach.“
„oh mist. Tut mir Leid. Ich habe nicht mehr dran gedacht.“ Natürlich. Würde er die Blätter weg machen, würde ihn das Mondlicht treffen und er würde sich verwandeln.
„Yui, du weißt dass du schon die ganze Zeit über in Lebensgefahr schwebst?“, seine Stimme klang plötzlich so ernst, wie sie ihn noch nie gehört hatte.
„weil ich mich gerade mit einem Werwolf in einem gleichen Raum befinde, oder aus einem noch anderen bestimmten Grund?“ ihr wurde es ein wenig unheimlich.
„nun…“, er sprach immer noch ernst. Doch seine Stimme wurde leiser und sein Blick wieder traurig. Sie beschloss, dass sie diesen Blick bei ihm hasste. „es wäre wohl auch schon im Ganzen gefährlich alleine mit einem Jungen in einer alten Ruine zu sein, die nur der erreichen kann, der von der Burg auch angenommen wurde.“
„was?“ er lächelte sie leicht an.
„die verlassene Traumburg hat nicht ohne Grund das Wort Traum in sich. Sie erscheint nur denen, dem sie sich auch zeigen will…deswegen läufst du wohl auch die ganze Zeit dagegen, weil sie so plötzlich bei dir auftaucht, während ich sie schon die ganze Zeit über gesehen habe. Während andere Stunden durch den Wald laufen können, ohne sie zu finden.“
„oh“, machte sie nur. Ob es wohl so schlecht war mit ihm alleine an einem Ort zu sein, den sonst keiner finden konnte? Sie wurde wieder rot und hoffte dass er es nicht unbedingt spürte. „ich merke, dieser Grund überzeugt dich noch nicht so wirklich, dass du in Gefahr bist.“ Mist, er hat es doch gemerkt… „vielleicht wird es dir klarer, in welcher Gefahr du dich befindest, wenn ich dir sage, dass heute Vollmond ist?“ er hatte schon fast geflüstert. Sie musste schlucken. Dennoch hatte sie wohl nicht wirklich so viel Angst, wie man eigentlich haben müsste, wenn man mit einem Werwolf in einer Vollmondnacht alleine war. „ich habe dir erzählt, dass ich mich nicht mehr kontrollieren kann, wenn ich mich verwandle. Dann geht es nur noch um Töten, was in der Nähe ist.“ Sie musste das Gespräch stoppen, bevor sie wirklich Angst bekam.
„wenn ich gehen soll musst du es nur sagen.“ Seine Stimme wurde noch trauriger.
„es wäre wohl besser, wenn du gehen würdest…es wäre auf jeden Fall sicherer für dich“, sie hatte Probleme ihn zu verstehen, so leise sprach er.
„du könntest mich auch raus kicken! Ich möchte hier bleiben.“, ihre Stimme klang so entschlossen, dass sie vor sich selbst verwundert wurde. Ebenso erstaunt blickte er sie an. „weißt du auch, was du damit tust?“ sie nickte zögerlich. Er lächelte schwach. „das glaube ich weniger. Du setzt hier nicht nur dein Leben aufs Spiel, sondern auch noch, dass du nie wieder nach Hause kannst. Außer natürlich, ich würde dich irgendwie nicht töten, wenn ich mich verwandle. Dann könntest du natürlich zurück. Immer mit dem Gedanken, dass du bei einem falschen Kommentar und eine falsche Reaktion von dir, deine ganze Familie auslöschen könntest.“ Sie schluckte ein weiters mal. „natürlich nur, wenn du die Verwandlung überleben würdest.“
„aber dies geschieht auch alles nur, wenn du dich verwandeln solltest. Und so bei diesem Licht verwandelst du dich ja nicht.“ Er seufzte schwer.
„warum willst du unbedingt hier bleiben?“ ihre Gedanken schwirrten. Doch sie zuckte nur mit den Schultern. Er blickte sie seit einer ganzen Weile wieder an. Ein kleines Lächeln spielte um seine Lippen. „meinst du die Antwort reicht mir?“
„eine andere wirst du nicht bekommen.“
„warum nicht?“ sie fühlte sich eingekreist. Doch versuchte cool zu bleiben.
"warum willst du eigentlich nicht, dass ich gehe?“ nun wusste er nichts zu erwidern. Sie lachte und streckte die Hand aus. Ohne groß nachzudenken strich sie ihm durch die blonden Haare. Sie wusste nicht warum, doch das wollte sie schon tun, seit sie ihn das erste Mal gesehen hatte. Er erstarrte zuerst über die überraschende Nähe, entspannte sich dann jedoch wieder.
Urplötzlich ertönte draußen ein Schlag. Das Mädchen zuckte erschrocken zusammen. Eine gewaltige Windböe krachte über die Burg hinüber. Eine noch Gewaltigere folgte. Es knackte und krachte so laut, dass sie sich erschrocken die Ohren zu hielt. Der Junge saß nur mit weit geöffneten Augen da und regte sich nicht. Da knallte es ein weiters Mal. Donner ertönte und die gewaltigen Palmenblätter wurden von einer mächtigen Böe davon geweht. Mit einem Mal stand der Junge auf den Beinen und blickte sie mit angsterfülltem Blick an.
„Renn! Lauf weg schnell! Yui, LAUF!“ geschockt richtete sie sich auf. Alles war so schnell geschehen, dass sie es kaum registriert hatte. Plötzlich strebte die Wolkendecke auseinander und das helle Licht des